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Dynamo: Geyer fordert härtere Maßnahmen

Die Dresdner Trainer-Legende analysiert in einem Interview den Aufstieg der SGD und bezieht Stellung zur Eskalation der Gewalt vor dem Stadion.

Von Sven Geisler
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Eduard Geyer ist nach wie vor ein gefragter Experte, wenn es um Dynamo geht. Jetzt analysiert er den Aufstieg.
Eduard Geyer ist nach wie vor ein gefragter Experte, wenn es um Dynamo geht. Jetzt analysiert er den Aufstieg. ©  dpa/Sebastian Kahnert

Dresden. Eduard Geyer hat Dynamo Dresden 1989 als Trainer zum Meistertitel in der DDR-Oberliga geführt - nach zehn Jahren, in denen der Vornamensvetter aus Berlin, der BFC, als Lieblingsklub von Stasi-Chef Erich Mielke quasi auf Platz eins gesetzt gewesen war. Nach der Wende führte Geyer den FC Energie Cottbus bis in die Bundesliga. Der 76-Jährige, der in Dresden zu Hause ist, weiß also, wie Aufstieg geht. Deshalb kann er einschätzen, was die Rückkehr in die zweite Liga für die SGD bedeutet.

"Der Aufstieg tut allen gut. Verein, Stadt, Region", sagt Geyer in einem Interview mit dem Fachmagazin Kicker. Eine andere Aussage aber dürfte widersprüchliche Reaktionen provozieren: "Zudem tut der Aufstieg dem deutschen Fußball gut, denn Dynamo bringt auch auswärts viele Zuschauer mit. Wenn alles gut läuft, ist Dynamo ein gutes Rundum-Paket."

Und wenn nicht - wie etwas beim Aufstiegsendspiel am vorigen Sonntag? Während die Mannschaft im Stadion mit dem 4:0-Sieg gegen Türkgücü München den Aufstieg perfekt machte, eskalierte davor die Lage. Etwa 500 Gewalttäter lieferten sich eine regelrechte Straßenschlacht mit der Polizei, es gab etliche Verletzte. Es blieben viele offene Fragen.

Die Vorkommnisse seien "unheimlich schockierend" und "einfach nicht akzeptabel", betont Geyer. "Man kann eigentlich mit Worten nicht ausdrücken, was Menschen dazu bringt, die Stadt und die Region derart in Misskredit zu bringen", meint der Dresdner. Er erwarte "härtere Maßnahmen gegen die Randalierer", sagt in dem Interview - aber nicht, welche und durch wen. Er wundere sich zudem, dass diese von manchen Medien immer noch als Fans bezeichnet werden. "Ich kenne viele Dresdner Fans, und die lehnen Gewalt kategorisch ab."

"Klubs wie Dynamo tut es besonders weh"

Deshalb fand es Geyer bedauerlich, dass wegen der Corona-Pandemie keine Zuschauer im Stadion sein konnten. "Wie der Zwinger und die Semperoper gehört Dynamo in die Kulturlandschaft von Dresden. Jeder in der Stadt nimmt Anteil an Dynamo, und dass die echten Fans diesmal wegbleiben mussten, ist sehr traurig." Die fehlende Kulisse und damit Atmosphäre sei auch ein Nachteil für die Schwarz-Gelben gewesen, auch wenn prinzipiell alle Mannschaft mit diesem Problem klarkommen mussten. "Gerade bei Klubs wie Dynamo tut es besonders weh, wenn die Fans fehlen."

Geyer analysiert in dem Kicker-Gespräch die Saison, im April habe auch er das Gefühl gehabt: "Mensch, wie wird das jetzt weitergehen? Zumal einige Spiele in dieser Zeit wirklich nicht gut waren." Die Entscheidung, den Trainer zu wechseln, fand er nachvollziehbar. Allerdings verweist er darauf, dass Dynamo mit Markus Kauczinski lange vorn gestanden hatte. "Wie es weiter gelaufen wäre, ist hypothetisch." Die Resultate, die Nachfolger Alexander Schmidt erzielt hat, könne man aber nicht einfach wegwischen.

" Dynamo ist ein großer Name, aber ..."

Die inzwischen vollzogene Verlängerung seines Vertrages hat Geyer vorausgesetzt. "Ein Trainerwechsel wäre ein Knaller, da würde Dynamo in der Öffentlichkeit kein gutes Bild abgeben." Am Donnerstag gab der Verein bekannt, Chefcoach Schmidt für weitere zwei Jahre bis 2023 gebunden zu haben.

Als wichtige Stützen nennt er Torwart Kevin Broll, Stürmer Christoph Daferner ("Nicht nur wegen seiner Tore, sondern weil er auch kämpferisch sehr stark war."), Philipp Hosiner, Heinz Mörschel sowie Tim Knipping und Kevin Ehlers als "Aktivposten" in der Abwehr. Auch Ransford-Yeboah Königsdörffer habe ihm gefallen. "Er kommt aus der Dynamo-Jugend und kann somit anderen Talenten als Beispiel dienen", meint der frühere Meistercoach.

Nachdem Dynamo nach 2004, 2011 und 2016 zum vierten Mal in die zweite Liga aufgestiegen ist, wünscht sich Geyer "eine Mannschaft, die sich im Mittelfeld der Tabelle etablieren kann und nicht immer wieder gegen den Abstieg spielt. Dazu muss man gute Charaktere finden, und es muss Ruhe im Verein herrschen." Dann sei perspektivisch alles drin. "Man darf sich nicht auf der Tradition ausruhen. Dynamo ist ein großer Name, aber man muss im Jetzt leben." Die harte Arbeit gehe gerade erst los.

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