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So können Sie Medikamente an die Ukraine spenden

Einige Apotheken in Sachsen sammeln Medikamente für die Ukraine. Doch nicht alles darf abgegeben werden. Und der Weg bis zum Empfänger hat viele Hürden.

Von Stephanie Wesely
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Mandy Miersch, Inhaberin der Lilien-Apotheke in Dresden, will Menschen in der Ukraine helfen. So wie sie sammeln auch andere Apotheker in Sachsen Spenden.
Mandy Miersch, Inhaberin der Lilien-Apotheke in Dresden, will Menschen in der Ukraine helfen. So wie sie sammeln auch andere Apotheker in Sachsen Spenden. © Matthias Rietschel

In der Ukraine fehlt es fast an allem – insbesondere an Medikamenten und Verbandsmaterial. "Besonders schlecht ist die Versorgung aber mit Antibiotika, Schmerzmitteln, Desinfektionsmittel, Blutdruckmedikamenten, Insulin, Einmalhandschuhen, Spritzen und Venenkathetern", sagt Andreas Wiegand, Geschäftsführer des Vereins "Apotheker helfen".

Das Land braucht Spenden, und die Hilfsbereitschaft der Sachsen ist groß. So haben viele Apotheken des Freistaates Aushänge angebracht, in denen sie zu Arzneimittelspenden aufrufen. Zu ihnen gehört auch Mandy Miersch, Inhaberin der Lilien-Apotheken in Dresden und Pirna.

Eine befreundete Ärztin, die aus der Ukraine stammt, hat uns berichtet, wie schlecht es vielen kranken Menschen dort geht, und dass ihnen dringend benötigte Medikamente fehlen. Da haben wir beschlossen, selbst aktiv zu werden", sagt sie. Dass das aber gar nicht so einfach ist, wurde ihr klar, je intensiver sie sich mit der Problematik befasste. Denn für die Einfuhr von Arzneimitteln in andere Länder gelten strenge Regeln.

Einführen von Medikamenten: Bürokratie ist sinnvoll

In Sachsen wacht darüber die Landesdirektion, bei der auch alle Spenden angemeldet werden müssen. Wichtig ist dabei die Koordination über eine Spendenorganisation, die bei der Behörde angemeldet ist. 18 solche Vereine und Organisationen hätten sich bereits in der Landesdirektion registrieren lassen. "Sich einfach so mit einem Transporter voller Arzneimittel auf den Weg zu machen, ist nicht zielführend", sagt Ingolf Ulrich, Sprecher der Landesdirektion Sachsen.

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Er verweist auf Erfahrungen, die während des Kosovo-Krieges gemacht wurden. Dort seien riesige Mengen von gespendeten Arzneimitteln auf Müllbergen gelandet, weil sie nicht den Einfuhr- und Sicherheitsbestimmungen des Ziellandes entsprachen. Deshalb sei so viel Bürokratie auch sinnvoll.

Lieber direkt Geld spenden?

Privatpersonen dürfen nur frei verkäufliche Arzneimittel oder Verband- und Hilfsmittel spenden. "Davon machen unsere Kunden rege Gebrauch", sagt Mandy Miersch. "Sie kaufen Medikamente und geben sie in die Spendenkiste. Dafür sind wir sehr dankbar." Die Apothekerin arbeitet mit dem Verein "Direkthilfe Dresden" zusammen, der in der Landesdirektion ordnungsgemäß angemeldet ist.

Medizinisches Personal des Vereins leite den Apotheken konkrete Bedarfslisten zu, damit auch das gespendet wird, was wirklich benötigt wird. Das Fachpersonal sorge dann auch für den ordnungsgemäßen Umgang mit den Medikamenten.

So können Sie auch helfen:

Der sächsische Apothekerverband und überregionale Organisationen wie der Verein "Apotheker helfen" allerdings raten von Arzneimittelspenden ab, Geld sei sinnvoller, sagen sie. "Von diesen Spendengeldern werden zum Beispiel Infusionslösungen, Narkosemedikamente und OP-Ausstattung besorgt, die auf schnellstem Wege in die Krankenhäuser der Ukraine gebracht werden", sagt Thomas Dittrich, Vorsitzender des sächsischen Apothekerverbandes. Dank der seit Jahrzehnten bestehenden bewährten Strukturen könnten die Medikamente bedarfsgerecht und effizient gekauft und verantwortlichen Ärzten übergeben werden.

Apotheker-Hilfsorganisationen sei es auch möglich, verschreibungspflichtige Präparate zu erwerben. "Wir kaufen zudem bei Großhändlern günstiger ein, sodass es uns möglich ist, eine viel größere Menge an Arzneimitteln an Krankenhäuser zu liefern", sagt Andreas Wiegand.

Manche fühlen sich mit Sachspenden wohler

Doch Mandy Miersch hat die Erfahrung gemacht, dass viele Kunden nicht einfach nur einen bestimmten Betrag auf ein Konto überweisen, sondern direkt und mit Sachwerten helfen wollen. Das sei aus Sicht ihrer Kunden oft persönlicher und fühle sich besser an. "Auch solche Initiativen brauchen Unterstützung. Deshalb ist es wichtig, dass alles in geordneten Bahnen läuft", sagt sie.

Apotheken seien hier richtige Ansprechpartner. Denn für Direktspenden gibt es ein weiteres Problem: Privatpersonen, die sich an die Landesdirektion wenden, um zu erfahren, welche Hilfsorganisationen angemeldet und somit seriöse Partner sind, werden enttäuscht. "Aus Gründen des Datenschutzes können wir die Spendenorganisationen nicht nennen", sagt Ingolf Ulrich. Es existiere auch keine barrierefreie Datenbank, aus der Spender erfahren können, bei wem ihre Medikamente so aufgehoben sind, dass sie auch sicher und am richtigen Ort ankommen.

Elf Voraussetzungen, damit Spenden auch ankommen

  • Arzneimittel sollten nur nach Bedarf und nach Zustimmung des Empfängers gesammelt und gespendet werden.
  • Die Medikamente müssen in der nationalen Medikamentenliste des Empfängerlandes oder in der WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgeführt sein.
  • Die Wahl der Darreichungsform, Stärke, Zusammensetzung sollen den Gewohnheiten des Bestimmungslandes entsprechen.
  • Die Arzneimittel müssen den Qualitätsanforderungen des Empfänger- und des Geberlandes entsprechen.
  • Die Mittel müssen aus einer zuverlässigen Quelle stammen.
  • Die Spende darf keine Ärztemuster oder Arzneimittel enthalten, die bereits an Patienten abgegeben wurden.
  • Beim Eintreffen der Arzneimittel im Empfängerland sollten sie noch mindestens ein Jahr verwendbar sein.
  • Beschriftet sollten die Arzneimittel in der Sprache sein, die das Gesundheitspersonal im Empfängerland beherrscht. Der internationale Freiname (INN oder generische Name) sollte auf der Packung angegeben werden.
  • Es sollten möglichst Großpackungen verwendet werden.
  • Für die Sammlung muss eine Inhaltsliste (Packliste) vorliegen. Diese muss den internationalen Freinamen des Arzneimittels, Darreichungsform, Stärke, Menge, Chargennummer, Verfalldatum und gegebenenfalls Lagervorschriften enthalten.
  • Für Transport- und Zollkosten sollte möglichst der Geber aufkommen beziehungsweise vorher Absprachen mit dem Empfänger treffen.

Quelle: Landesdirektion Sachsen