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Corona in Dresden: 70 betroffene Schulen

Über 3.000 Menschen aus mehr als 150 Dresdner Gemeinschaftseinrichtungen sind in häuslicher Quarantäne.

Von Nora Domschke & Julia Vollmer & Sandro Pohl-Rahrisch
 6 Min.
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An immer mehr Dresdner Kitas gibt es Corona-Fälle, fast 1.000 kleine Kinder und ihre Erzieher befinden sich in Quarantäne.
An immer mehr Dresdner Kitas gibt es Corona-Fälle, fast 1.000 kleine Kinder und ihre Erzieher befinden sich in Quarantäne. © Symbolfoto: Monika Skolimowska/dpa

Dresden. Seit Montag sind in Dresden die Schulen und Kitas zu. Die anhaltend hohen Infektionszahlen hatten die sächsische Regierung veranlasst, den Regelbetrieb an den Schulen auszusetzen. Konkret gilt die "häusliche Lernzeit" zunächst nur für diese Woche und die erste Januarwoche, da über den Jahreswechsel Ferien in Sachsen sind. Für Kitas und Horte gibt es eine Notbetreuung für Kinder weniger Berufsgruppen.

Das betrifft auch alle Dresdner Bildungseinrichtungen, an denen schon jetzt viele Lehrer, Erzieher und Kinder daheim bleiben müssen, weil für sie eine Quarantäne-Anordnung gilt.

Stand Donnerstag 12 Uhr sind 70 Dresdner Schulen mit 2.258 Schülern und Lehrern betroffen. Quarantäne-Anordnungen gelten laut Angaben der Stadt außerdem für 1.354 Kinder und Erzieher aus 45 Kitas.

An etlichen Einrichtungen werden noch die Kontakte von Infizierten ermittelt. Auf der Website der Stadt zeigt eine Karte detailliert, welche Kitas und Schulen in welcher Zeit von Quarantäne-Fällen betroffen sind. Allerdings gibt sie nicht immer die aktuelle Lage in den Einrichtungen wieder. Zum Teil wird für eine Schule oder Kita angezeigt, dass noch weitere Quarantäne-Fälle ermittelt werden, obwohl die betroffenen Familien längst informiert sind und die Kinder daheim betreut werden. Andere Schulen, die Quarantäne-Fälle haben, tauchen in der Übersicht noch nicht auf.

Fest steht: Die Eltern werden von den Behörden oder Einrichtungen benachrichtigt, sollte ihr Kind daheim bleiben müssen.

Quarantäne-Anordnungen gibt es immer noch an fast allen großen Gymnasien, darunter am Bertolt-Brecht-Gymnasium und für mehr als 100 Personen auch am Gymnasium Plauen, das derzeit am Terrassenufer ausgelagert ist. Betroffen ist nun auch das Gymnasium Johannstadt und erneut das Marie-Curie-Gymnasium. Hier müssen Schüler und Lehrer bis 17. beziehungsweise 18. Dezember in häuslicher Quarantäne bleiben.

Dazu gekommen war zuletzt die AFFB Berufsschule in der Güntzstraße. Hier müssen drei Personen nun sogar über den Weihnachtstag zu Hause bleiben. Ihre Quarantäne gilt bis zum 25. Dezember.

Kitas verkürzen Öffnungszeiten

Von der Schließung sind auch die Dresdner Kitas betroffen. Durch Corona gibt es auch an diesen Einrichtungen erhebliche Personalprobleme. Dresdens Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) zog aus den vergangenen Monaten Bilanz. "Seit dem Ausbrechen der Corona-Pandemie waren 148 Erzieherinnen und Erzieher des Eigenbetriebes Kindertageseinrichtungen von einer durch das Gesundheitsamt angeordneten häuslichen Quarantäne betroffen", berichtete er Anfang Dezember. Inzwischen dürften das deutlich mehr sein.

Das Rote Kreuz musste die Öffnungszeiten bereits einschränken, weil Mitarbeiter in Quarantäne oder krank sind. "In der DRK-Kita 'Haus der kleinen Entdecker' kommt es sehr wahrscheinlich zu einer Reduzierung der Öffnungszeit – von 6 Uhr bis 18 Uhr reduzieren wir auf 6.30 Uhr bis 16.30 Uhr", so Sprecherin Ulrike Peter.

Die drei anderen Kitas haben grundsätzlich kürzere Öffnungszeiten und können aktuell den personellen Ausfall mit Mehrstunden kompensieren. "Teilweise unterstützen uns die Eltern, indem sie ihre Kinder anderweitig betreuen können oder als Mittagskind oder gleich nach dem Vesper eher abholen", so Peter.

Auch die Arbeiterwohlfahrt muss den Betrieb einschränken. "Wir haben in den vier Dresdner AWO-Kitas aktuell in einer Einrichtung einen positiven Test in der Mitarbeiterschaft", so Sprecher Andreas Szabo. Die Einrichtungen werden – ähnlich wie im Frühjahr – ab Montag wieder auf eingeschränkten Regelbetrieb und feste Gruppen umstellen. Die Eltern bringen ihre Kinder also nur bis zum Eingangsbereich, das Gebäude darf nicht betreten werden. Die Öffnungszeiten wurden angepasst, also morgens später auf und nachmittags eher zu, so Szabo.

16 Pflegeheime von Infektionen betroffen

Am Donnerstag gilt für 130 Senioren und Pfleger in 16 Pflegeheimen eine vom Gesundheitsamt angeordnete Quarantäne.

In den Einrichtungen sollen nun Schnelltests dafür sorgen, Infektionen schnell zu entdecken und damit eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Wie die Dresdner Seniorenheime das nutzen und welche Herausforderungen das mit sich bringt, lesen Sie hier.

Asylbewerber kaum betroffen

Nachdem es im Oktober mehrere Corona-Fälle in den Dresdner Asylheimen gegeben hatte, waren dort zuletzt knapp 300 Bewohner unter Quarantäne gestellt worden. Sie wurden in der Einrichtung am Hammerweg betreut. Zwar tauchen Asylheime in der Übersicht derzeit gar nicht auf, denn gibt es aktuell in den Erstaufnahmeeinrichtungen zwei Infizierte und zwei Kontaktpersonen, so Ingolf Ulrich, Sprecher der Landesdirektion Sachsen.

Über 3000 Menschen in Dresden in Quarantäne

Mit Stand vom Donnerstag befinden sich laut Übersicht der Stadt über 3.000 Menschen aus über 100 Gemeinschaftseinrichtungen in Quarantäne. Weitere Kontaktpersonen werden derzeit noch ermittelt.

Ein besonderer Schwerpunkt der Einrichtungen lässt sich dabei nicht ausmachen, die Einrichtungen sind über das gesamte Stadtgebiet verteilt.

Warum ist die Übersichtskarte der Stadt nicht aktuell?

Um Eltern einen Überblick über die Schulen und Kitas zu geben, an denen sich Kinder und Jugendliche in Quarantäne befinden, gibt es ein sogenanntes Dashboard auf der Homepage der Stadt, das die einzelnen Einrichtungen auf der Dresden-Karte zeigt und darüber informiert, wie viele Personen in welchem Zeitraum daheim bleiben müssen.

Allerdings ist diese Übersicht nicht immer tagesaktuell, mitunter sind Schulen und Kitas dort noch nicht zu finden, obwohl die betroffenen Familien längst über die Quarantäne ihres Kindes informiert sind. Das hat einen guten Grund: "Die Datengrundlage für die Excel-Liste wird händisch von den Bearbeitern gepflegt", teilt das Dresdner Gesundheitsamt auf SZ-Anfrage mit. Deshalb sei es auch nicht ausgeschlossen, dass Fehler auftauchen. "Wir sind aber stets bemüht, diese zu korrigieren."

Das Dashboard wird derzeit drei Mal pro Tag aktualisiert, sodass es innerhalb eines Tages mehrfach zu Veränderungen kommen kann. "Wenn auf dem Dashboard der Status 'In Ermittlung' angezeigt wird, dann wissen die Eltern eines positiv getesteten Schülers bereits, dass es so ist und können demnach auch nicht unwissentlich ihr 'infiziertes' Kind in die Schule schicken", erklärt das Gesundheitsamt weiter. In der Regel würden die Betroffenen noch vor dem Gesundheitsamt von dem Testergebnis erfahren.

Dresdens Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) appelliert an die Eltern, Ruhe zu bewahren, sollte an der Kita oder Schule ihrer Kinder ein Corona-Fall oder ein Verdachtsfall bekannt werden. Dafür gebe es ein klares Verfahren, das allen Beteiligten Sicherheit geben soll. Sie räumt aber auch ein, dass mitunter mehrere Tage vergehen können, bis Gewissheit herrscht, ob das eigene Kind in Quarantäne muss oder nicht.

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