SZ + Dynamo
Merken

Acht Neuzugänge perfekt - Dynamo gut aufgestellt?

Mit Robin Becker schließen die Dresdner eine Lücke im Kader, aber ist der damit ausgewogen besetzt? Eine Analyse ergibt, dass sich noch etwas tun wird.

Von Sven Geisler
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Dynamos bisher acht Neuzugänge; oben von links: Agyemang Diawusie, Robin Becker, Tim Knipping, Philipp Hosiner. Unten von links: Yannik Stark, Panagiotis Vlachodimos, Pascal Sohm und Sebastian Mai.
Dynamos bisher acht Neuzugänge; oben von links: Agyemang Diawusie, Robin Becker, Tim Knipping, Philipp Hosiner. Unten von links: Yannik Stark, Panagiotis Vlachodimos, Pascal Sohm und Sebastian Mai. © SGD/Steffen Kuttner, Dennis Hetzschold

Dresden. Dynamo ist komplett. Mit Robin Becker, der am Mittwoch als achter Neuzugang verpflichtet wurde, stehen drei Torhüter und 22 Feldspieler im Dresdner Aufgebot für die 3. Liga, mehr als zwei komplette Mannschaften also. Von der Anzahl her könnten Sportgeschäftsführer Ralf Becker und Trainer Markus Kauczinski sich also bereits zurücklehnen. Doch das allein ist eben nicht entscheidend. Abgesehen von der Qualitätsfrage geht es schließlich auch darum, jede Position mindestens doppelt zu besetzen, um auf Verletzungen, Sperren oder Formschwankungen reagieren zu können.

Mit dem 23 Jahre alten Becker wird ein bislang vakanter Platz besetzt: der des rechten Verteidigers. Für den kam bislang nur Max Kulke infrage, allerdings führt Dynamo den 19-Jährigen weiter als Mittelfeldspieler, obwohl er bei seinen sieben Einsätzen in der zweiten Liga auch in der Abwehr ausgeholfen hat. Ein wichtiger Aspekt in der Kaderplanung ist es, polyvalente Spieler zu finden, die also flexibel einsatzfähig sind. Außer beim Torwart natürlich, wobei es selbst das in Dresden schon gegeben hat – sogar im Europapokal.

Im Rückspiel gegen Austria Wien 1979 brauchten die Schwarz-Gelben ein Tor – und Trainer Gerhard Prautzsch wechselte Ersatztorhüter Bernd Jakubowski als Mittelstürmer ein. Im Training hatte er einige Male per Kopf getroffen, nun bekam er eine Schusschance, der Ball ging jedoch knapp drüber, Dynamo schied aus.

Damals war’s. Was zählt, ist jetzt. Und da haben die Dresdner mit Kevin Broll, Patrick Wiegers sowie dem talentierten Stefan Kiefer drei Keeper unter Vertrag. Haken dran. Vorbehaltlich möglicher Abwerbeversuche anderer Vereine bei Broll, angeblich soll der 1. FC Köln interessiert sein.

Mit Robin Becker konnte Dynamo also eine bislang offene Stelle neu besetzen. Außer als Rechtsverteidiger könne er in der Abwehr variabel eingesetzt werden, sagt Sportchef Ralf Becker. Der gleiche Nachname ist zufällig und war definitiv kein Kriterium für die Auswahl. Vielmehr zählten ein gutes Stellungsspiel, starke Zweikampfführung und dass er „ein junger, aber bereits erfahrener Profi ist“. Robin Becker bestritt für Heidenheim und Braunschweig insgesamt 22 Spiele in der zweiten und für die Eintracht 60 Partien in der 3. Liga.

In der Defensive gute Alternativen

Nach dem Aufstieg konnte er sich mit dem Ex-Verein nicht auf einen neuen Vertrag einigen, in Dresden bekommt er nun einen für zwei Jahre. Von dem Wechsel überzeugt habe ihn Dynamos klarer und ehrgeiziger Plan für die Zukunft, „mit dem ich mich voll und ganz identifiziere“.

Damit sind die Dresdner auch hinten quasi dicht, obwohl von den Abwehrspielern der Vorsaison lediglich Kevin Ehlers fürs Zentrum und Chris Löwe für die linke Seite weiter dabei sind. Mit den Neuzugängen Tim Knipping (zuletzt Regensburg), der auch auf links eingesetzt werden kann, und Sebastian Mai (Halle) waren zuvor zwei Innenverteidiger geholt worden, zudem rückt Maximilian Großer aus der eigenen A-Jugend auf. Ebenfalls im Deckungszentrum spielen kann Marco Hartmann. Der Ex-Kapitän hat für ein weiteres Jahr plus Option unterschrieben und will beim erneuten Neuanfang vorangehen.

Er ist auch fürs defensive Mittelfeld eingeplant, für das Dynamo mit Yannik Stark (Darmstadt) einen erfahrenen Mann verpflichtet hat und mit Justin Löwe der einstige Held vom 3:1-Sieg in Aue am 1. April 2019 weiter zur Verfügung steht. Dazu der bereits erwähnte Kulke. Dagegen scheint das offensive Mittelfeld weniger gut aufgestellt zu sein. Streng genommen stehen lediglich Sascha Horvath und Matthäus Taferner fürs Zentrum zur Verfügung, wobei Horvath für die Außen infrage kommt.

Offensiv herrscht ein Überangebot

Ein Überangebot gibt es dagegen im Angriff mit gleich sechs Spielern, die Mittelstürmer als ihre bevorzugte Position angeben: die Neuzugänge Philipp Hosiner und Pascal Sohm genauso wie die zuletzt ausgeliehenen Luka Stor und Vasil Kusej sowie natürlich Alexander Jeremejeff. Er kam im vorigen Sommer angeblich für 1,1 Millionen Euro vom schwedischen Erstligisten BK Häcken und hat einen Vertrag für weitere zwei Jahre. Sportchef Becker lobt seinen guten Charakter. „Er ist ein Spieler, der auch in der kommenden Saison den Unterschied ausmachen kann“, sagt er der Bild – kündigte aber an: „Wenn ein wirtschaftlich interessantes Angebot kommt, werden wir darüber reden.“

Schließlich will Dynamo den eigenen, jungen Spielern eine Chance geben. Fürs Sturmzentrum sind das gleich vier: Kusej, Ransford-Yeboah Königsdörffer, Simon Gollnack und Osman Atilgan. Alle vier können jedoch auch auf die Außenbahn ausweichen, für die bisher nur zwei Neue geholt wurden: Agyemang Diawusie (Ingolstadt) für rechts und Panagiotis Vlachodimos (Großaspach) für links.

Chefcoach Kauczinski könnte sich also mit dem derzeitigen Personal schon zwei verschiedene Mannschaften zusammenbasteln. Letztlich hängt ein möglicher Bedarf an weiteren Neuzugängen auch davon ab, welches System er vorrangig spielen lassen möchte. Es wird sich, das scheint sicher zu sein, noch einiges tun bis zum ersten Pflichtspiel in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Hamburger SV am zweiten Wochenende im September.

Was jetzt bei Dynamo wichtig ist - kompakt jeden Donnerstagabend im Newsletter SCHWARZ-GELB. Jetzt hier kostenlos anmelden.