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So endet die Eis-Zeit in Görlitz

Die Cafés an der Neiße machen in der kalten Jahreszeit nach und nach dicht. Doch eins bleibt über die Adventszeit.

Von Marc Hörcher
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Patrik De Vecchi, Sohn des Inhabers, mit einem "Wundertüten-Eis" im Eiscafé La Gondola am Demianiplatz in Görlitz. Hier geht einen Tag vor Heiligabend die letzte kalte Leckerei über die Theke.
Patrik De Vecchi, Sohn des Inhabers, mit einem "Wundertüten-Eis" im Eiscafé La Gondola am Demianiplatz in Görlitz. Hier geht einen Tag vor Heiligabend die letzte kalte Leckerei über die Theke. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Das ging schnell: Das kleine Ladenlokal an der Steinstraße 6 ist leer, Deko und Einrichtung verschwunden. Weiße Wände und gähnende Leere dort, wo zuvor jahrelang unter dem Namen „Natürliches Eis“ die Leckerei ohne Konservierungsstoffe verkauft wurde. Seit Freitag hängt im Schaufenster ein Zettel mit der Aufschrift "Zu vermieten" von "Saxoreal". Nun ist die sonnige Eissaison für dieses Jahr zwar ohnehin vorbei, doch wie Saxoreal gegenüber der SZ bestätigt, sei der Auszug dauerhaft.

Teresa Lach aus dem polnischen Grünberg und ihr Enkel Dawid Pinkiewicz hatten das Geschäft vor vier Jahren als Familienbetrieb gestartet. Die süßen Erfrischungen hatten sich großer Beliebtheit erfreut, so war die Eisdiele beispielsweise beim deutsch-polnischen Wein- und Genussfest "Coolinaria" vertreten und kooperierte für ein Produkt mit der Görlitzer "Bierblume". Was die Gründe für die Schließung sind, ob es möglicherweise im Sommer an einem anderen Standort weitergehen könnte - das bleibt unklar, eine Anfrage der SZ an den Facebook-Account der Eisdiele blieb bislang unbeantwortet.

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Auch die Eisdiele an der Straßenbahnhaltestelle Büchtemannstraße ist mittlerweile dicht - allerdings nicht dauerhaft, wie eine Aufschrift an der Preistafel erklärt. Ein Dankeschön an die Kunden für die Treue im Jahr 2022 ist dort zu lesen, man freue sich bereits auf die nächste Eis-Saison. Betrieben wird die Bude von Schausteller Sebastian Hübscher und seiner Partnerin Carina Kopke.

Der "Eisstern" an der Görlitzer Altstadtbrücke hat die Saison vor 14 Tagen beendet, mehr möchte Inhaber Frank Steinert über die Saison 2022 jedoch nicht erzählen.

Der "Eisdealer" in Königshufen am Nordring läutete bereits am 4. Oktober seine Winterpause ein. "Die Saison lief, sagen wir mal, okay", formuliert Markus Schmidt vorsichtig sein Fazit. Er betreibt die Softeis-Bude gemeinsam mit seinem Vater Frank Schmidt, als zweites Standbein ist er ganzjährig als Caterer für Kitas und Tageseltern tätig. Die Inhaber merkten durchaus, dass bei manchen Kunden angesichts der überall steigenden Inflationspreise das Geld für das "Verwöhnprodukt Softeis" nicht mehr so locker saß wie in vorigen Jahren.

Die Eisdiele "Natürliches Eis" wurde 2018 eröffnet von Teresa Lach (links) ...
Die Eisdiele "Natürliches Eis" wurde 2018 eröffnet von Teresa Lach (links) ... © SZ-Archiv
... und Dawid Pinkiewicz. Sie boten dort Eis mit natürlichen Zutaten ohne Konservierungsstoffe an. Nun steht der Laden leer und wird zur Vermietung angeboten.
... und Dawid Pinkiewicz. Sie boten dort Eis mit natürlichen Zutaten ohne Konservierungsstoffe an. Nun steht der Laden leer und wird zur Vermietung angeboten. © SZ-Collage
Der "Eisstern" an der Altstadtbrücke hat ihre Saison beendet....
Der "Eisstern" an der Altstadtbrücke hat ihre Saison beendet.... © SZ-Collage
.... ebenso wie das "Büchtemannhäusl" von Sebastian Hübscher.
.... ebenso wie das "Büchtemannhäusl" von Sebastian Hübscher. © SZ-Archiv
Ottos Milchbar hingegen gibt am Wochenende noch Softeis heraus, solange die Temperaturen nicht zu kalt sind.
Ottos Milchbar hingegen gibt am Wochenende noch Softeis heraus, solange die Temperaturen nicht zu kalt sind. © SZ-Archiv

Erschwerend hinzugekommen sei der Ausfall einer der beiden Eismaschinen im September. Auf das Ersatzteil für die Maschine aus Italien musste man wochenlang warten. Und welche Sorte war am beliebtesten? "Schoko-Vanille geht immer", sagt Schmidt. Diese Milcheis-Sorten waren dauerhaft im Angebot, dazu kommen Fruchteis-Sorten, die alle drei Tage wechseln. Die Kunden hätten da unterschiedliche Favoriten, der eine frage nach Kirsch-Banane, anderen steht der Eis-Appetit eher nach Rhabarber mit Käsekuchen oder Grüner-Apfel-Joghurt.

Görlitzer, die auch in den ersten Wintermonaten nicht auf frisch zubereitetes Eis verzichten wollen, können das "Eiscafé La Gondola" am Demianiplatz aufsuchen. Das wird noch bis 23. Dezember geöffnet bleiben, so der Plan von Inhaber Gianfranco De Vecchi. Einen Tag vor Heiligabend geht dort das letzte Eis der Saison über die Theke. Dann wolle man die Zeit nutzen, um "ein bisschen zu renovieren" - Fliesen instand setzen und streichen, etwas zu tun gebe es immer. Zeit für den Italien-Urlaub bleibe trotzdem noch, bevor es dort voraussichtlich im Februar wieder losgeht mit der Eis-Zeit.

Bis zu 35 verschiedene Geschmacksrichtungen gab es in der Hauptsaison, aktuell sind 22 an der Theke. Spezielle Wintersorten führt das "La Gondola" nicht, dafür können sich Kunden ab Mitte November passend zur Weihnachtsmarkt-Saison an kandierten Äpfeln, Schoko-Früchten, Glühwein und anderen Heißgetränken erfreuen. Im Sommer experimentieren die Betreiber immer wieder mit neuen Sorten wie Oreo-Keks und Kinder-Bueno, Dauerbrenner bleiben aber die Klassiker Stracciatella, Vanille und Joghurt. Die Saison sei "viel besser" als im vergangenen Jahr verlaufen, was der Betreiber vor allem am Ende der Corona-Maßnahmen festmacht.

Ebenfalls noch für Eisfreunde geöffnet hat derzeit "Ottos Milchbar" in Deutsch Ossig am Berzdorfer See, allerdings nur am Wochenende, in der Regel von 11 bis 17 Uhr, wobei man die Öffnungszeiten auch ans Wetter anpasse, so Inhaber Bernd Otto. Zumindest bis es nicht zu kühl für einen Ausflug an den See ist, wird hier das Schoko-Vanille-Softeis im To-Go-Angebot kredenzt, als Abschluss einer Saison, die laut Otto "sehr gut" verlaufen sei.