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Niemand will die Villa in Görlitz-Weinhübel

Die Zittauer Straße 166 konnte in Berlin nicht versteigert werden. Bei einem Spettmann-Haus in Görlitz sah das anders aus.

Von Ingo Kramer
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Die Jugendstilvilla Zittauer Straße 166 in Görlitz-Weinhübel stand jetzt in Berlin zur Versteigerung. Doch es fand sich kein Käufer.
Die Jugendstilvilla Zittauer Straße 166 in Görlitz-Weinhübel stand jetzt in Berlin zur Versteigerung. Doch es fand sich kein Käufer. © Martin Schneider

120.000 Euro Mindestgebot waren dann offenbar doch zu viel: Bei der Winter-Auktion des Berliner Auktionshauses Karhausen am 11. Dezember fand sich kein Bieter, der die Villa Zittauer Straße 166 in Görlitz-Weinhübel zu diesem Preis hätte kaufen wollen.

Es war keine Zwangsversteigerung. Stattdessen boten die bisherigen Eigentümer das Haus freiwillig an.

„Besichtigungstermine im Vorfeld hat es durchaus gegeben“, sagt Matthias Knake vom Auktionshaus. Doch offenbar hätten der Preis und der schlechte Zustand des Gebäudes die Interessenten abgeschreckt. Den Zustand hatte das Auktionshaus schon im Vorfeld nicht beschönigt: „Langjähriger Leerstand, starke Feuchtigkeits- und Vandalismusschäden, Geschossdecken teilweise schadhaft mit Durchbrüchen, Dacherker neben Turm eingebrochen, Verdacht auf Schädlings- und Schwammbefall. Sanitäre Anlagen und Haustechnik nicht mehr nutzbar. Dach undicht, insgesamt stark sanierungsbedürftiger Zustand.“

Wie weiter? „Es gibt zwei Möglichkeiten“, sagt Knake. Einerseits könnte er jetzt versuchen, die Villa ohne Auktion zu verkaufen – falls jemand 120.000 Euro bietet. Alternativ wäre eine zweite Auktion mit einem niedrigeren Startpreis möglich. Knake ist mit dem bisherigen Eigentümer über diese beiden Varianten im Gespräch. Die dritte Option wäre natürlich, dass der bisherige Eigentümer die Villa einfach behält.

Zum Mindestgebot von 99.000 Euro versteigert: das Eckhaus James-von-Moltke-Straße 35 in Görlitz.
Zum Mindestgebot von 99.000 Euro versteigert: das Eckhaus James-von-Moltke-Straße 35 in Görlitz. © www.loesel-photographie.de

Ein zweites Gebäude in Görlitz konnte zum Mindestgebot von 99.000 Euro versteigert werden: das Eckhaus James-von-Moltke-Straße 35. „Käufer sind zwei Privatpersonen aus Deutschland, die keinen regionalen Bezug zu Görlitz haben“, sagt Knake. Genaueres darf er nicht mitteilen. Auch dieses Gebäude sei im Vorfeld von deutlich mehr Interessenten besichtigt worden, aber aufgrund des enormen Sanierungsaufwandes hätten fast alle verzichtet. So gab es am Ende nur einen Bieter.

Zu dem Haus gibt es eine Vorgeschichte: Loreen Peters, eine Strohfrau des Immobilienspekulanten Karl Leo Spettmann aus Geldern, hatte das Haus im März von einem Italiener erworben. Anschließend „verkaufte“ es Karl Leo Spettmann bei seiner Internet-Auktion im Mai für 33.000 Euro. Doch die Auktion war offenbar ein Bluff: Schon kurz danach bot Spettmanns Tochter das Haus zum Preis von 222.222 Euro zum Weiterverkauf an. Damit hatte sie keinen Erfolg. Nun endlich landete das Haus bei einem seriösen Auktionshaus. In Görlitz hoffen jetzt alle, dass auch die Käufer seriös sind und das Haus sanieren.