Minge nach Dynamos Pleite: Müssen für die Fans spielen
Die Dresdner sind beim 0:3 in Hannover chancenlos. Sportchef und Trainer finden danach klare Worte. Die Stimmen zum Spiel und der Liveticker zum Nachlesen.
Dresden/Hannover. Ernüchterung bei Dynamo: Das Ergebnis ist eigentlich schon schlimm genug, schlimmer aber die Leistung bei diesem klaren 0:3 am Mittwochabend in Hannover. Schon zur Pause ist die Partie entschieden, und die Dresdner sind bis dahin in allen Belangen unterlegen.
Direkt nach dem Abpfiff äußern sich Sportgeschäftsführer Ralf Minge, dessen Vertrag am 30. Juni ausläuft und nicht verlängert wird, sowie Trainer Markus Kauczinski enttäuscht. Und doch sind beide zugleich auch kämpferisch vor dem Abstiegsendspiel am Samstag bei Wehen Wiesbaden.
Ralf Minge zum Spiel: "Wir haben in der ersten Halbzeit überhaupt nicht stattgefunden, nicht die Energie versprüht, die man in so einer Situation braucht. Das kann nicht zwingend von der körperlichen Verfassung abhängen, wir haben sieben Mal gewechselt. Das war enttäuschend. Mit der zweiten Halbzeit haben wir etwas mehr Struktur rein bekommen, man darf aber nicht vergessen, dass der Gegner nachgelassen hat."
... zum nächsten Spiel in Wiesbaden: "Wir müssen die Energie auf den Platz bringen, die es in unserer Situation braucht. Das steht über allem. Da braucht man nicht über taktische Feinheiten und irgendwelche B-Noten reden. Die Basics sind gefragt, die Mentalität ist gefragt. Die Jungs haben sich das vorgenommen. Wir müssen analysieren, woran es heute gelegen hat. Aber am Samstag müssen wir ein anderes Gesicht zeigen."
... zur Aussage von Kauczinski, die Mannschaft würde auch für ihn spielen: "Einzelschicksale sollten wir hintenan stellen. Es geht um Dynamo Dresden. Das ist nicht ein Sportdirektor oder einzelne Spieler, sondern das sind zehntausende Fans und Mitglieder, Partner und Sponsoren. Das müssen wir uns vor Augen halten. Wie die Fans leiden, die das letzte Hemd für Dynamo geben und dass wir für diese Leute spielen müssen. Wenn es am Ende nicht reicht, dürfen wir uns zumindest den Vorwurf nicht gefallen lassen, dass wir nicht alles gegeben haben. Jeder auf seiner Position."
Markus Kauczinski: "Es war eine verdiente Niederlage aufgrund der ersten Halbzeit, in der wir Schwierigkeiten hatten, ins Spiel zu kommen. Wir hatten immer wieder leichte Ballverluste, die Räume sind zu groß gewesen, haben nicht konsequenter verteidigt. Das hat Hannover eiskalt ausgenutzt mit großer Qualität in der Offensive. Mit dem Halbzeitpfiff war das Spiel so gut wie erledigt. Wir haben uns in der Pause noch mal aufgerafft und uns vorgenommen, mehr zu spielen, die Gelegenheit zu nutzen, uns in die Form zu bringen. Wir haben nicht geglaubt, dass wir noch vier Tore machen, aber dass es dafür gut ist, in die Verfassung zu kommen für das nächste Spiel."
Mit einem Satz bringt Kauczinski die Sache auf den Punkt: "Wir haben eine ordentliche zweite Halbzeit gespielt - und eine fürchterliche erste Halbzeit."
Der Liveticker zum Nachlesen:
90. Minute: Abpfiff in Hannover. Es bleibt beim 0:3 - und für Dynamo die Hoffnung, dass es am Samstag beim Abstiegsendspiel gegen Wehen Wiesbaden nur besser werden kann.
87. Minute: Die letzten Minuten laufen. Ein Tor hätten sich die Dresdner inzwischen durchaus verdient, es würde vielleicht etwas Auftrieb geben. Noch eine positive Erkenntnis: kein Gegentreffer nach der Pause verbunden mit einer deutlichen Steigerung. Nur war die Partie da längst entschieden. Und ehrlich gesagt, viel schlechter als in der ersten Hälfte ging auch nicht.
85. Minute: Klingenburg geht nach einem Zusammenprall zu Boden und muss einige Minuten lang behandelt werden. Er wirkt angeknockt, rappelt sich aber wieder auf.
79. Minute: Riesenchance für Alexander Jeremejeff. Der Schwede kommt nach Flanke von Kreuzer aber nicht richtig an den Ball. Das Tor muss er eigentlich machen. Mit der Effektivität, die Hannover in Hälfte eins an den Tag legte, hätte Dynamo nun schon auf 2:3 verkürzen können. Stattdessen steht es weiter 0:3.
78. Minute: Die Wechsel vier und fünf bei Dynamo. Godsway Donyoh und Patrick Schmidt sind jetzt im Spiel, Terrazzino und Horvath haben das Spielfeld verlassen.
75. Minute: Hannover kontert, Haraguchi schießt - und Broll hält.
73. Minute: Das Spiel ist gelaufen, das wissen alle Beteiligten. Für Dynamo geht es jetzt nur noch darum, ohne weiteren Gegentreffer zu bleiben. Und vielleicht gelingt ja doch noch ein eigenes Tor.
71. Minute: Dritter Wechsel bei Dynamo. Jannik Müller muss raus, der A-Jugendliche Ransford-Yeboah Königsdörffer kommt.
65. Minute: Dynamo hat mittlerweile über 60 Prozent Ballbesitz, und wie sich die Dresdner den Ball in den eigenen Reihen hin- und herschieben, sieht schon gut aus. Nur hat a) Hannover längst in den Verwaltungsmodus geschaltet und b) Dynamo dennoch keine wirklich zwingende Möglichkeit. Spätestens am Strafraum enden die Bemühungen.
61. Minute: Zweite gute Chance, wieder für Klingenburg. Nach Dynamos erstem Eckball kommt er zum Schuss, verzieht aber aus durchaus aussichtsreicher Position. Soll hier noch was gehen (und sei es nur fürs eigene Selbstvertrauen), muss so ein Ball mindestens aufs Tor.
55. Minute: Das Spiel hat an Intensität verloren, was vor allem an Hannover liegt. Mit einer 3:0-Führung halten sich die Niedersachsen nun sichtlich zurück, was Dynamo längere Ballbesitzphasen ermöglicht.
49. Minute: Erste und zugleich sehr gute Chance für Dynamo. Nach Flanke von Niklas Kreuzer trifft der eingewechselte Klingenburg per Kopf die Querlatte des Hannoveraner Tores.
46. Minute: Dynamo hat in der Pause zum zweiten Mal gewechselt. Kevin Ehlers ersetzt in der Innenverteidigung den Abwehrchef und Kapitän Florian Ballas. Dessen Nebenmann Nikolaou war in Halbzeit eins um einiges schlechter. Könnte also eine Art Vorsichtsmaßnahme in Richtung Samstag sein. Damit Ballas im Abstiegsendspiel gegen Wehen Wiesbaden wieder frisch ist.
ANPFIFF 2. HALBZEIT
Halbzeit: Die erste Hälfte ist rum und das Spiel entschieden, zumindest nach den bisherigen Eindrücken. Anders noch als am Sonntag gegen Stuttgart ist Dynamo heute die klar schlechtere Mannschaft. Defensiv passt so gut wie nichts zusammen, und offensiv geht erneut wenig. Die zarten Versuche in den Anfangsminuten blieben die absolute Ausnahme, Hannovers Torwart Zieler musste nicht einmal ernsthaft eingreifen.
45. Minute + 1: Und in der Nachspielzeit fällt es dann doch, das dritte Gegentor. Nach einer Flanke trifft Edgar Prib per Kopf zum 3:0 für Hannover. Die extremen Probleme in der Zuordnung treten in der Szene noch mal eklatant zum Vorschein. Denn eigentlich war Dynamo im Strafraum in Überzahl.
44. Minute: Der Blick in die Statistik ist schmeichelhaft für Dynamo. Demnach haben die Gäste immerhin 49 Prozent Ballbesitz und die Mehrzahl der Zweikämpfe gewonnen.
42. Minute: Dynamo jetzt mal mit einem Angriffsversuch. Gefährlich ist das nicht, bringt aber zumindest mal etwas Entlastung für die Defensive.
39. Minute: Jetzt rettet Nikolaou gegen Ducksch, den anderen Torschützen.
37. Minute: Torschütze Guidetti mit der Chance zum nächsten Treffer. Die gute Nachricht: Diesmal hält Broll.
33. Minute: Hannover macht das Spiel, Dresden läuft hinterher. Dem Rückstand, in den Zweikämpfen, ... Derzeit stellt sich eher die Frage, ob vor der Pause noch ein drittes Tor für die Gastgeber fällt.
26. Minute: Die Serie an Negativereignissen geht weiter. Dzenis Burnic humpelt gestützt von Mannschaftsarzt und Physiotherapeut verletzt vom Platz, René Klingenburg kommt für ihn im defensiven Mittelfeld. Ausgerechnet die Position also, auf der es mit Marco Hartmann, Ondrej Petrak und Josef Husbauer schon drei Ausfälle gibt.
20. Minute: Dynamo bekommt überhaupt keinen Zugriff aufs Spiel, und an der Seitenlinie schimpft der Trainer. Vor allem die Körpersprache dürfte Kauczinski nicht gefallen. Gerade schaut es so aus, als würde sich seine Mannschaft dem Schicksal ergeben.
17. Minute: Nächste Chance, nächstes Gegentor. Und plötzlich steht es 0:2. Dynamo lässt Hannover viel zu viel Platz, sogar im Strafraum. Freistehend kann John Guidetti problemlos verwandeln. Ist das schon die Vorentscheidung?
14. Minute: Hannover jetzt obenauf. Die Gastgeber stören Dynamo schon beim Spielaufbau, und das sehr aggressiv.
10. Minute: Erster Torschuss, erstes Tor - für Hannover. Marvin Ducksch trifft für die Gastgeber. Aus spitzem Winkel vollendet er, Torwart Broll sieht dabei nicht gut aus. Viel schlechter hätte die Partie aus Sicht der Dresdner nicht beginnen können.
8. Minute: Verteiltes Spiel zu Beginn. Dynamo versteckt sich nicht und hat mit Ebert, Terrazzino und Horvath diesmal auch einiges an kreativen Elementen auf dem Platz.
3. Minute: Das Spiel läuft, und Hannover hat den ersten Eckball. Keine Gefahr.
ANPFIFF 1. HALBZEIT
18.20 Uhr: Egal, wie die Partie heute endet - Dynamo bleibt Tabellenletzter. Der Fokus liegt intern sowieso mehr auf dem nächsten Spiel am Samstag beim Tabellenvorletzten Wehen Wiesbaden. Vier Punkte trennen beide Teams. "Spätestens dann werden wir in Top-Verfassung sein", meint Kauczinski. Auch das verdeutlicht: Das Spiel heute wird Dynamo natürlich nicht abschenken, Punkte aber sind nicht zwingend eingeplant.
18.10 Uhr: Noch 20 Minuten bis zum Anpfiff vom bundesligaerfahrenen Schiedsrichter Manuel Gräfe. Zeit für einen kurzen Blick zum Gegner. Auch Hannover hat kräftig durchgewechselt, fünf neue Spieler stehen im Vergleich zur 1:3-Niederlage zuletzt in Sandhausen auf dem Platz. Unverändert im Tor: Ex-Nationalspieler Ron-Robert Zieler. Und vor ihm in der Innenverteidigung der Dresdner Ex-Dynamo Marcel Franke.
Mit 36 Punkten haben sich die Gastgeber noch nicht endgültig aller Abstiegssorgen entledigt, sechs Zähler beträgt der Vorsprung auf den Relegationsrang. Sechs Punkte sind es auch bei Dynamo, allerdings Rückstand.
17.45 Uhr: Die Systemfrage hat Dynamos Trainer gestellt - und sich dann also doch für die bewährte Grundformation mit Viererkette, zwei Defensiven und drei Offensiven im Mittelfeld sowie einen Angreifer entschieden. Ein Gewinner des Spielemarathons könnte indes Jannik Müller werden. Fand unter Kauczinski vor Corona kaum noch Beachtung und hat nun alle Chancen, sich dauerhaft wieder in die erste Reihe zu spielen.
17.32 Uhr: Die Aufstellung ist da. Dynamo spielt mit: Broll - Kreuzer, Ballas, Nikolaou, Hamalainen - Burnic, Müller - Horvath, Ebert, Terrazzino - Jeremejeff.
Das heißt, gleich auf sieben Positionen hat Kauczinski die Mannschaft verändert. Vor allem der offensive Bereich ist komplett neu besetzt. Lediglich Torwart Broll, die Innenverteidiger Ballas und Nikolaou sowie Burnic waren auch am Sonntag gegen Stuttgart von Anfang an dabei.
17.20 Uhr: Spannend ist auch, wie Trainer Kauzinski seine Mannschaft taktisch ausrichten wird. Bei der Pressekonferenz gestern brachte er die Variante mit zwei Stürmern ins Spiel, also Simon Makienok und Alexander Jeremejeff. Dahinter könnte dann eine Dreierkette mit Patrick Schmidt, Patrick Ebert und Marco Terrazzino auflaufen. Das wäre dann aber eine sehr offensive Ausrichtung. Wobei: Zu verlieren hat Dynamo nichts mehr.
17.15 Uhr: So, und nun beginnt gleich die heiße Phase. In wenigen Minuten dürften die Aufstellungen bekanntgegeben werden. Im Prinzip stellt sich Dynamos Anfangself nach den sechs Ausfällen von alleine auf, zumindest auf den zentralen Positionen. Im defensiven Mittelfeld stehen lediglich Dzenis Burnic, der sich heute in einem Interview über seine Zukunft bei Dynamo geäußert hat, sowie Jannik Müller zur Verfügung. Weitere Alternativen wären Jannis Nikolaou, der aber inzwischen fester Bestandteil der Abwehrkette ist, und der eigentlich offensiver eingestellte Patrick Ebert.
16.10 Uhr: Ein Unentschieden wäre durchaus drin gewesen - so Dynamos Erkenntnis nach dem Spiel gegen Stuttgart, dem einen Bundesliga-Absteiger und Tabellenzweiten. Heute nun geht es gegen den anderen Ex-Erstligisten, der allerdings nur den zwölften Platz inne hat. "Hannover hat auch erstklassige Akteure in seinen Reihen, hat es aber in dieser Saison nicht so hinbekommen wie Stuttgart oder auch Hamburg als Spitzenmannschaft", sagt Dynamos Trainer und hebt seinen Hannoveraner Kollegen Kenan Kocak hervor, der die Mannschaft im November 2019 übernahm und zumindest mal von den Abstiegsangst befreite.
Am vergangenen Samstag setzte es für Hannover jedoch eine empfindliche Niederlage - 1:3 in Sandhausen. Wobei: Dass es sich gerade dort so nicht leicht punkten lässt, hat speziell Dynamo in den vergangenen Jahren immer wieder selbst erfahren müssen.
16.00 Uhr: Die unmittelbare Spielvorbereitung für das Duell mit dem Bundesliga-Absteiger skizziert Kauczinski so: "Hotel in Hannover, Schlafen, Essen, Besprechen, kurze Aktivierung. Und dann geht's los."
15.45 Uhr: Wenn das Auswärtsspiel zum Tagesausflug wird... Anders als gewöhnlich hat sich Dynamo erst heute auf den Weg nach Hannover gemacht, und anders als bei den meisten Reisen diesmal per Charterflugzeug. Um 9.47 Uhr hob die kleine Maschine vom Typ Dornier in Klotzsche ab, um keine Stunde später wieder zu landen. Noch heute Abend geht es zurück, Ankunft in Dresden gegen 23 Uhr.
Erinnert ein bisschen an Dynamos Testspiel gegen Paris Saint-Germain in der Saisonvorbereitung, als der französische Meister am Vormittag in Dresden einschwebte und direkt nach der Partie wieder verschwand. Doch Corona macht's nötig. Inmitten des Spielemarathons mit insgesamt acht Partien in 21 Tagen will und muss Dynamo die knappe Zeit so effektiv wie möglich nutzen. Schon am Samstag steht beim Vorletzten Wehen Wiesbaden das nächste Spiel an.
15.40 Uhr: "Wir haben Probleme", sagt Dynamos Trainer Markus Kauczinski ohne Umschweife vor dem Nachholespiel der Dresdner heute, 18.30 Uhr, bei Hannover 96. Sächsische.de berichtet an dieser Stelle wie immer aktuell im Liveticker. Kauczinski meint aber nicht die anhaltende und zumindest außerhalb der Mannschaft weiter intensiv geführte Diskussion um die Trennung von Sportchef Ralf Minge, den Trainer beschäftigen andere personelle Sorgen.
Mindestens sechs Spieler fallen für die nun zum dritten Mal angesetzte Partie gegen den Bundesliga-Absteiger aus. Neben Marco Hartmann, Baris Atik, Max Kulke und Justin Löwe, die schon am Pfingstsonntag bei der 0:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart fehlten, sind nun auch die zentralen Mittelfeldspieler Ondrej Petrak und Josef Husbauer nicht einsatzfähig. Beide gehörten vor drei Tagen noch zur Startformation.
Wer diesmal von Anfang an zum Einsatz kommt, ist völlig offen. "Ich kann noch gar nichts sagen, welches Bild die Mannschaft haben wird, erst recht nach den neuerlichen Ausfällen. Das sind ja auch tragende Säulen", erklärte Trainer Kauczinski bei der Pressekonferenz und verwies zudem auf einige Spieler, die sich zumindest am Dienstag noch mitten im Regenerationsprozess befanden. Erst im Laufe des heutigen Tages werde er deshalb die erste Elf bestimmen. Dazu später mehr.
15.30 Uhr: Noch drei Stunden sind es bis zum Anpfiff dieses Nachholespiels, willkommen beim Liveticker von Sächsische.de, sozusagen im dritten Anlauf. Die Partie in Hannover sollte ursprünglich am 15. März stattfinden, der Ausbruch der Corona-Pandemie verbunden mit einem infizierten Profi beim Gegner sorgte für die Absage erst dieses Spiels und dann des gesamten Spieltags.