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Wo plant Dynamo die große Aufstiegsparty?

In knapp zwei Wochen könnte Dynamos Rückkehr in die 2. Bundesliga feststehen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit für die Vorbereitungen. Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass gute Planungen wichtig wären.

Von Daniel Klein & Tino Meyer
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2011 feierten rund 25.000 Anhänger den Aufstieg in die 2. Bundesliga auf dem Dresdner Altmarkt. Der ist nun wegen Bauarbeiten gesperrt.
2011 feierten rund 25.000 Anhänger den Aufstieg in die 2. Bundesliga auf dem Dresdner Altmarkt. Der ist nun wegen Bauarbeiten gesperrt. © Ronald Bonß

Dresden. Die Idee mit dem Elbdampfer ist nicht neu. Wenn Dynamo Dresden der Aufstieg in der 2. Fußball-Bundesliga gelingt, so der Plan, feiert die Mannschaft auf einem Schiff, bejubelt von Tausenden Fans an beiden Uferseiten und auf den Brücken. Vor zwei Jahren hätte das so sein sollen, als Dynamos sportliche Lage beinahe identisch gewesen ist – und dazu die Corona-Pandemie das beherrschende Thema.

Es kam bekanntlich anders. Trotz eines nicht zuletzt vom Verein schlecht kommunizierten Verbots aufgrund der Corona-Auflagen versammelten sich rund 3.000 Fans in Stadionnähe, und obwohl Dynamo den Aufstieg mit einem 4:0-Sieg gegen Türkgücü München perfekt machte, eskalierten die Aufstiegsfeierlichkeiten – mal wieder.

Im Mai 2021 lieferten sich Dynamo-Anhänger eine Straßenschlacht mit der Polizei.
Im Mai 2021 lieferten sich Dynamo-Anhänger eine Straßenschlacht mit der Polizei. © dpa/PA/Robert Michael

Das war bereits 2016 so, beim vorletzten Mal. 1.000 Fans reisten mit einem Sonderzug nach Magdeburg, die Schäden in den Waggons wurden auf eine fünfstellige Summe geschätzt. Vor dem Stadion setzte die Polizei dann 300 Dynamo-Anhänger fest und ließ sie nicht rein. Für diese Maßnahme hagelte es Kritik von Fanvertretern.

Von den nur spärlich gefüllten Rängen im Gästeblock wurden nach dem Ausgleich zum 2:2 Nebeltöpfe in den Innenraum geschmissen, eine Rakete flog in den Zuschauer-Heimbereich. Als der damalige Sportdirektor Ralf Minge vor den Gästeblock eilte um zu deeskalieren, wurde er von Ordnern festgehalten.

2016 wird Dynamos Sportchef Ralf Minge im Innenraum des Magdeburger Stadions von Ordnern festgehalten, als er deeskalieren will.
2016 wird Dynamos Sportchef Ralf Minge im Innenraum des Magdeburger Stadions von Ordnern festgehalten, als er deeskalieren will. © SZ/Robert Michael

Die Mannschaft fuhr mit dem Mannschaftsbus zurück nach Dresden, bei ihrer Ankunft im Stadion, wo Tausende die Party beim Public Viewing verfolgt hatten, knallte es unentwegt. Vermummte stürmten den Rasen, der MDR brach die Live-Übertragung ab. Der Verein schrieb in einer Pressemitteilung von einer „Horde vermummter, gewaltbereiter, selbstherrlicher und asozialer Hohlköpfe“, eine geplante Party auf dem Filmnächte-Areal am Elbufer fand nicht statt. Dorthin sollte die Mannschaft auf dem schwarzen Mercedes-Bus fahren, auf dem die Weltmeister beim Empfang 2014 in Berlin gefeiert wurden. Gestrichen wurde somit auch ein Auftritt von Schlagersängerin Andrea Berg.

Fünf Jahre später war die Bilanz verheerend. Das Duell gegen Türkgücü war aufgrund der Corona-Beschränkungen ein Geisterspiel, es galt ein Versammlungsverbot, die Polizei hatte das Stadion weitläufig abgeriegelt. Bei den Randalen wurden 185 Beamte, mehrere Journalisten und eine unbekannte Zahl Fans zum Teil schwer verletzt. Die Soko „Hauptallee“ identifizierte mehr als 300 Täter, einige wurden zu Haftstrafen verurteilt. Die Gerichte sind noch immer mit den Vorfällen beschäftigt – und der Verein mit den Folgen.

Dynamo-Stürmer Stefan Kutschke steht 2016 in Magdeburg neben Rauchbomben, die Dynamos-Fans in den Innenraum geworfen hatten.
Dynamo-Stürmer Stefan Kutschke steht 2016 in Magdeburg neben Rauchbomben, die Dynamos-Fans in den Innenraum geworfen hatten. © SZ/Robert Michael

Gerade mal einen Monat liegt die mitternächtliche Pyro-Party in der Innenstadt zurück, mit der Dynamos aktive Fanszene in den 70. Vereinsgeburtstag hineinfeierte. „Das war mir ein bisschen Feiern zu viel“, sagte daraufhin Sachsens Innen- und Sportminister Armin Schuster kürzlich im Podcast „Politik in Sachsen“ von Sächsische.de und erklärte in Richtung Fans zu der nicht angemeldeten Aktion: „Die wissen ja nicht, was wir alles ermöglicht hätten. Dass ihnen eine Anmeldung am Ende sogar mehr bringt, versuchen wir rüberzubringen. Wir hätten nicht kein Feuerwerk gehabt, wenn sie mit uns vorher gesprochen hätten.“

Insgesamt stellte Schuster jedoch eine Verbesserung in der täglichen Arbeit mit Dynamo und seinen Fans fest: „Seit der Podiumsdiskussion läuft es für Dynamo-Verhältnisse so gut, dass ich fast gar nicht darüber sprechen möchte. Mal abgesehen von dem einen oder anderen Feuerwerk bin ich mit der aktuellen Entwicklung zufrieden“, betonte Schuster, der im Januar bei einer Debattenrunde der Sächsischen Zeitung mit Dresdens Polizeipräsident Lutz Rodig, Dynamos Geschäftsführer Jürgen Wehlend und Fanvertretern über „Dynamos Fans und das Gewaltproblem“ diskutiert hatte.

Nach der Ankunft des Mannschaftsbusses in Dresden sprangen Vermummte in den Innenraum des Harbig-Stadions.
Nach der Ankunft des Mannschaftsbusses in Dresden sprangen Vermummte in den Innenraum des Harbig-Stadions. © SZ/Robert Michael

Dass Aufstieg auch anders gehen kann, haben die Anhänger bereits bewiesen, nur liegt das schon länger zurück. Die großen Partys 2004 und 2011 stiegen jeweils auf dem Altmarkt. Bis zu 25.000 feierten friedlich. Der Altmarkt ist diesmal jedoch keine Option. Der fast schon ideale, weil zentrale Platz in der Innenstadt ist derzeit eine riesige Baustelle. Groß gefeiert werden soll und muss jedoch unbedingt, erst recht nach der verpatzten Aufstiegsparty 2021, darin sind sich alle einig. „Wir haben hier noch etwas nachzuholen“, sagt Mittelfeldspieler Paul Will, der schon vor zwei Jahren dabei gewesen ist. Wieso also nicht die Idee mit dem Elbdampfer aufgreifen?

Intern hat man bei Dynamo auch diesmal darüber diskutiert, die Sache jedoch erneut hintenan gestellt. Andere öffentliche Orte in der Stadt wie Cockerwiese, Neumarkt oder Theaterplatz sind wohl ebenfalls keine Option. „Eine diesbezügliche Veranstaltungsanmeldung liegt im Ordnungsamt bislang nicht vor“, teilte die Landeshauptstadt auf SZ-Anfrage mit. Es seien auch keine Gespräche geführt wurden.

Nach SZ-Informationen soll stattdessen diesmal die offizielle Aufstiegsparty im eigenen Trainingszentrum an der Dresdner Messe steigen. Das Gelände bietet sowohl genügend Platz als auch die Möglichkeit, die Party nach eigenen Vorstellungen durchzuziehen. 2021 feierten – Stunden nach den Ausschreitungen am Stadion – dort Mannschaft und aktive Fanszene zusammen die Rückkehr in die zweite Liga.