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Dynamo ist doch der TV-Meister in der 3. Liga

Von keinem anderen Verein wurden mehr Spiele kostenfrei im Fernsehen übertragen. Warum die Quoten schwankten und die Konkurrenz nun größer ist.

Von Daniel Klein
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Eine TV-Kamera vor leeren Rängen im Harbig-Stadion. Die Quoten der Sender waren gut, schwankten aber sehr.
Eine TV-Kamera vor leeren Rängen im Harbig-Stadion. Die Quoten der Sender waren gut, schwankten aber sehr. © dpa/Picture Alliance/Robert Michael

Dresden. Nachträgliche Korrekturen an der Tabelle der 3. Liga sind nicht mehr möglich. Zumindest nicht an der Spitze. Im Keller könnte der SV Meppen nach einem Rückzug des von der Insolvenz bedrohten KFC Uerdingen doch noch die Klasse halten. In einer anderen Tabelle, die kürzlich veröffentlicht wurde, geht es auch nicht um Auf- und Abstieg, sondern um die TV-Meisterschaft.

Zum Titelträger gekürt wurde da der TSV 1860 München, der sportlich am Ende den undankbaren vierten Platz belegte. 17 Drittliga-Spiele der Löwen seien im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt worden. 15 davon übertrugen die dritten ARD-Programme, zwei MagentaSport als kostenlosen Livestream. Auf diese Zahl sei kein anderer Drittligist gekommen, deshalb stehe 1860 in dieser Statistik auf Platz eins, so die Argumentation etwa der Münchner Abendzeitung. Doch stimmt das?

Nein, kontert der MDR und kann das auch belegen. „Wir haben 16 Spiele von Dynamo live gezeigt und damit das Maximalkontingent ausgeschöpft“, erklärt Sportchef Raiko Richter. Mehr erlauben die komplizierten Rechteverträge den dritten Programmen nicht. Zum Vergleich: Bei Partien mit den drei anderen mitteldeutschen Vereinen (1. FC Magdeburg 13 Spiele, Hallescher FC und FSV Zwickau je 8) waren der MDR und die Schwestersender weitaus zurückhaltender.

Hinzu kam bei Dynamo noch das Saisoneröffnungsspiel beim 1. FC Kaiserslautern, das in der ARD gezeigt wurde. MagentaSport verzichtete beim Duell 1860 gegen Dynamo zudem auf die Bezahlschranke. Das macht zusammen also 18 der insgesamt 38 Drittliga-Partien, die sich die Dresdner Fans kostenfrei in voller Länge im TV anschauen konnten. Damit gehört auch dieser Titel den Schwarz-Gelben.

Bestwerte für den Elb-Classico gegen Magdeburg

Als Kriterium könnte man aber auch die Quoten heranziehen. Beim Elb-Classico zwischen Magdeburg und Dresden betrug der Marktanteil laut MDR 15,8 Prozent. „Das ist die höchste Quote aller von den dritten Programmen übertragenen Spiele“, betont Richter. Absolute Zuschauerzahlen veröffentlicht der MDR nicht.

Wie stark das Interesse der Zuschauer schwankt, zeigt ein anderes Beispiel: Bei der Partie Dynamo gegen den SV Wehen Wiesbaden lag der Marktanteil lediglich bei 5,5 Prozent. Der MDR verweist da auf den Biathlon-Weltcup aus Oberhof, der parallel im ZDF lief. „Generell stößt Dynamo bei unserem Publikum auf sehr hohes Interesse“, erklärt Richter, „nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Radio und Netz.“ Dies bestätigt auch der Online-Sender MagentaSport, der alle Drittliga-Spiele zeigt, aber generell keine Nutzungszahlen veröffentlicht. Nur so viel: Mit der abgelaufenen Saison sei man „sehr zufrieden. Der Trend ist positiv, die Steigerung ordentlich – und daran hat Dynamo einen Anteil“, erklärt ein Sprecher auf SZ-Anfrage. Beim Telekom-Sender lieferten sich die Traditionsklubs 1860, Kaiserslautern und Dynamo ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Quotenmeisterschaft. Dass der Aufstieg der Dresdner dort nicht nur Jubel auslöst, ist nahe liegend, so formulieren würde das öffentlich jedoch niemand.

Für die 2. Bundesliga besitzt Magenta ebenso wie der MDR keine Liverechte. Im Bundesliga-Unterhaus ist neben dem Bezahlkanal Sky ab der kommenden Saison wieder Sport1 dabei. Davor konnte der Sender letztmalig in der Saison 2016/17 Live-Spiele mit Dynamo-Beteiligung an Montagabenden zeigen. Zwei waren es, gegen Union Berlin schalteten 660.000 Zuschauer ein, gegen Eintracht Braunschweig waren es 1,14 Millionen. Auch da gab es also große Unterschiede. Der Schnitt aller Montagabend-Spiele lag in dieser Saison bei 950.000 Zuschauern.

Wie oft zeigt Sport1 am Samstagabend Dynamo?

In der neuen gibt es keine Montagabendspiele mehr, dafür aber erstmals am Samstagabend. Und die kann Sport1 live zeigen. Wie oft Dynamo zu sehen sein wird, lässt sich nur schwer abschätzen. Etwa sechs Wochen vor dem jeweiligen Spieltag schickt Sport1 eine Wunschliste an die Deutsche Fußball-Liga (DFL). „Bei der Ansetzung spielen unterschiedlichste Faktoren eine Rolle, etwa die Paarungen in der Bundesliga oder Sicherheitsaspekte“, teilt der Sender mit.

Die Absteiger Schalke 04 und Werder Bremen sowie der Hamburger SV werden fürs TV die Zugpferde der neuen Zweitliga-Saison sein. Für Dynamo dürfte es daher nahezu unmöglich sein, erneut TV-Meister zu werden. Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk freut sich aber auch sehr, dass „wir Dresden in packenden Duellen mit anderen großen Namen zeigen können“. Nach der Wende hatte er als junger Reporter Dynamos letzte Oberliga-Saison, die Bundesliga-Qualifikation sowie die Europapokalreise nach Belgrad „hautnah erlebt. Dadurch weiß ich die Geschichte dieses besonderen Vereins sehr zu schätzen“.

Wer alle Zweitliga-Partien von Dynamo live und in voller Länge sehen will, muss sich künftig ein Bundesliga-Abo von Sky kaufen, das 25 Euro im Monat kostet. Die Höhepunkte gibt es anschließend auch woanders zu sehen. Die Öffentlich-Rechtlichen sind die ersten sogenannten Nachverwerter. Freitags auf One, samstags und sonntags in der ARD-Sportschau sowie im Aktuellen Sportstudio oder der Sportreportage im ZDF gibt es die Tore und Aufreger. Sport1 steigt am Sonntagmorgen bereits um 7 Uhr mit dem Format Hattrick Pur ein. Ab Montag sind die Höhepunkte auf den Online-Plattformen der Sender dann jederzeit abrufbar.

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