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Wilsdruff erweitert sein Gewerbegebiet

Das Gebiet an der Hühndorfer Höhe wird erweitert, an anderer Stelle entsteht etwas ganz neues.

Von Maik Brückner
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Ein Blick auf Wilsdruff. Bis Ende Juli dominierte noch die Riesenantenne das Landschaftsbild. Unmittelbar davor soll nun ein Gewerbegebiet entstehen.
Ein Blick auf Wilsdruff. Bis Ende Juli dominierte noch die Riesenantenne das Landschaftsbild. Unmittelbar davor soll nun ein Gewerbegebiet entstehen. © Stadt Wilsdruff/Wahl

Wilsdruff möchte weitere Firmen ins Stadtgebiet locken. Damit das gelingt, will die Stadt ein bestehendes Gebiet erweitern und ein neues auf den Weg bringen. Nach kurzer Diskussion hat der Stadtrat die Verfahren dafür auf den Weg gebracht.

Werden die Pläne realisiert, würde die Gewerbefläche in Wilsdruff von derzeit knapp 210 Hektar auf rund 246 Hektar anwachsen. Zum Vergleich: Der in Pirna geplante Industriepark Oberelbe (IPO) soll aktuell 105 Hektar groß werden.

Größer werden soll das Wilsdruffer Gewerbegebiet Hühndorfer Höhe. Es befindet sich nordöstlich der Kernstadt und grenzt direkt an die Autobahn A4. Hier befinden sich unter anderem ein Logistikzentrum vom Discounter Aldi, der Flugzeugteilehersteller PMG, die Hallen der Spedition Wackler, Niederlassungen des Medizinbedarfs-Unternehmen B. Braun und des Automobilzulieferers Eberspächer. Dieses Gebiet soll nun im Süden erweitert werden.

Die Erweiterungsfläche ist etwa 14,5 Hektar groß und erstreckt sich südlich vom markanten Produktionsgebäude der Firma Eberspächer bis kurz vor die Meißner Straße. Der westliche Teil des Gebietes soll nicht bebaut werden, erklärte Bürgermeister Ralf Rother (CDU) in der jüngsten Stadtratssitzung unter Verweis auf Voruntersuchungen. Demnach sollte dieses Gebiet für Ausgleichsmaßnahmen und den Bau eines Regenrückhaltebeckens genutzt werden.

Ein Platz für die Riesenantenne

Vorgesehen ist, dass hier auch der etwa zehn Meter lange Rest der Riesenantenne aufgestellt werde, erklärte Rother. Der Förderverein Funkturm Wilsdruff sei damit einverstanden.

Hinter der Betriebsstätte von Eberspächer Purem Wilsdruff soll die Erweiterungsfläche für das Gewerbegebiet entstehen.
Hinter der Betriebsstätte von Eberspächer Purem Wilsdruff soll die Erweiterungsfläche für das Gewerbegebiet entstehen. © André Wirsig

Gegen den Plan gab es vereinzelte Kritik. Moniert wurde, dass damit das Gewerbe näher an die Wohnbebauung heranrücke. Daran störte sich vor allem Stadtrat Matthias Schlönvogt (Freie Wähler). Ihn beruhigte die vage Zusage nicht, dass das westlichste, stadtnahe Stück nicht bebaut werden soll. Schlönvogt erinnert sich an ähnlich gelagerte Zusagen, die dann doch nicht eingehalten wurden. Konkrete Beispiele nannte der Stadtrat, der schon seit vielen Jahren im Stadtparlament mitarbeitet, aber nicht. Trotzdem prognostizierte er: "Nach meiner Erfahrung wird das anders." Deshalb werde er diese Pläne ablehnen, kündigte er an.

Zwei neue Gewerbeflächen sollen in Wilsdruff entstehen. Ein neues Gebiet soll direkt an der A4 ausgewiesen werden. Bei der anderen Fläche handelt es sich um eine Erweiterung.
Zwei neue Gewerbeflächen sollen in Wilsdruff entstehen. Ein neues Gebiet soll direkt an der A4 ausgewiesen werden. Bei der anderen Fläche handelt es sich um eine Erweiterung. © SZ Grafik

Weniger Dissens gab es zum anderen geplanten Gewerbegebiet, für das es offenbar schon einen Interessenten gibt. Dieses soll westlich der Kernstadt unterhalb des früheren Funkamtes Dresden und der Autobahn A4 entstehen. Die etwas schlauchartige Fläche hat eine Größe von rund 22 Hektar. Die Besonderheit hier: Durch das Gebiet wird die neue Ortsumgehung verlaufen. Da noch nicht konkret feststeht, wo sie lang führt, wurde sie noch nicht berücksichtigt.

Stadtrat Ronny Haupt (Grüne) wollte erreichen, dass in beiden Gewerbegebieten die Gewerbetreibenden zu Ausgleichsmaßnahmen aufgefordert werden, die über die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen hinausgingen.

Zudem sollten Firmen, deren Dachflächen größer als 100 Quadratmeter sind, verpflichtet werden, auf mindestens einem Drittel der Fläche Solaranlagen zu installieren. Flachdächer sollten begrünt werden.

Grüner möchte Solarzellen auf den Dächern

Doch Haupts Ergänzungsantrag blieb unberücksichtigt. Die erste Forderung stellte der Grüne nach einem Hinweis der Verwaltung zurück. Denn die Forderung nach höheren Ausgleichsmaßnahmen können noch nicht erhoben werden, da es für das Gebiet noch keinen konkret ausgearbeiteten Plan gibt.

Die andere Forderung wurde von der Mehrheit der Stadträte abgelehnt. Sie folgten damit den von Rother vorlegten Argumenten. Demnach könnten einige Betriebe die Forderung nach Dachbegrünungen und Solaranlagen bautechnisch nicht realisieren. Rother erinnerte an die Firma B.Braun, die auf dem Gebäude technische Anlagen geplant und errichtet hat.

Um die Forderungen Haupts durchzusetzen, müsste es überdies ein städtebauliches Solarkonzept geben. Dieses müsste laut Rother gerechtfertigt sein und die Eingriffe in die Eigentums- und Baufreiheit müssten jeweils verhältnismäßig sein. Auch Ausnahmen müssten definiert werden. Für Haupts Antrag stimmten vier, gegen diesen zehn. Sechs Abgeordnete enthielten sich ihrer Stimme.

Letztlich stimmte jeweils eine Mehrheit für die geplante Ausweisung der neuen Gewerbeflächen. Für die Erweiterung der Hühndorfer Höhe stimmten zwölf Räte, sechs waren dagegen, zwei enthielten sich. Das neue Gewerbegebiet an der A4 befürworteten 15 Räte, zwei waren dagegen, drei hatten sich ihrer Stimme enthalten.

Wann es auf beiden Flächen zu Ansiedlungen kommen kann, ist noch unklar. Bürgermeister Rother: "Das lässt sich nicht sagen, da wir ja eben erst das Verfahren gestartet haben und alle planerischen Schritte, Beteiligungen der Öffentlichkeit, Abwägungen und anderes noch vor uns liegen." Die Planverfahren sollen 2023 abgeschlossen werden.