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So lief Stöckers heimliche Impfaktion ab

Wieso vertrauen viele dem nicht zugelassenen Impfstoff von Winfried Stöcker? Hintergründe zur SZ-Recherche im CoronaCast.

Von Fabian Deicke
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Winfried Stöcker gibt an, ein gegen Corona wirksames Antigen entwickelt zu haben. In Kies
Winfried Stöcker gibt an, ein gegen Corona wirksames Antigen entwickelt zu haben. In Kies © [M] Nikolai Schmidt/Matthias Weber/SZ

Dresden/Kiesdorf. Mehrere Hundert Personen in Sachsen haben sich bisher freiwillig mit dem nicht zugelassenen Corona-Impfstoff von Winfried Stöcker impfen lassen. Zuletzt hat eine Reportage von Sächsische.de über eine im Verborgenen durchgeführte Impfaktion in Kiesdorf in der Oberlausitz für Aufsehen gesorgt. Im CoronaCast, dem Podcast von Sächsische.de zur Pandemie, erzählt Reporterin Anja Beutler, wie die Aktion ablief und welche Folgen der Vorgang nun hat.

Dass der Gründer und frühere Chef des Lübecker Medizinunternehmens Euroimmun vorgibt, einen eigenen Corona-Impfstoff entwickelt zu haben, ist nicht neu. Auch nicht, dass bereits einige Ärzte im Landkreis Görlitz Stöckers Mittel bei Freiwilligen anwenden. Die Impfaktion am 15. Juli im "Kulturzentrum" in Kiesdorf im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien allerdings stellt eine neue Dimension dar.

"Etwa für anderthalb Stunden waren die Straßen voll mit Autos und auf dem Gelände befanden sich viele Menschen, die offensichtlich dorthin bestellt worden waren", schildert Anja Beutler ihre Eindrücke. Die Reporterin hatte auch Gelegenheit in das Gebäude, in dem Impfaktion stattfand, einen Blick zu werfen. Zwar sei an der Anmeldung für sie Schluss gewesen. Aber: "Ich konnte mit vielen Menschen reden, wieso sie gekommen sind."

"Viele in der Oberlausitz schätzen Stöcker"

Schließlich sei festzustellen gewesen, dass die Leute Corona zwar ernstnehmen würden, aber oft Vorbehalte gegen die derzeit zugelassen Impfstoffe hätten. "Dem von Stöcker entwickelten Impfstoff scheinen sie aber zu vertrauen." Und das, so Beutler weiter, liege wahrscheinlich nicht unbedingt an dem Präparat, sondern der Person Winfried Stöcker. "Viele schätzen ihn in der Oberlausitz. Er genießt das Vertrauen vieler."

Zweifellos sei Stöcker in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Investor und Sponsor für viele Projekte in der Region in Ostsachsen geworden, erklärt Beutler. Unternehmensgründungen würden auf sein Wirken zurückgehen, genauso die Sanierungspläne für das Görlitzer Kaufhaus. Selbst umstrittene Äußerungen in der Flüchtlingskrise hätten seinem Ansehen in der Region nicht unbedingt geschadet.

Ärztekammerpräsident warnt vor Verimpfung des Mittels

Erik Bodendieck, Präsident der sächsischen Landesärztekammer, spricht ebenfalls in dem Podcast. Der Mediziner sieht im Agieren Stöckers eine Gefahr. "Wir wissen nicht, ob das Mittel wirkt oder möglicherweise Schäden verursacht." Zudem kritisiert Bodendieck, dass Stöcker "wenige zur Aufhellung" beitrage und sein Antigen nicht einem normalen Zulassungsverfahren unterziehe.

Die ganze Folge mit spannenden Details zur Impfaktion in Kiesdorf und einer medizinischen Einschätzung zum Antigen Winfried Stöckers hören Sie über den hier eingebetteten Player.

Der Podcast wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.

Hier sind ergänzende Links zu Themen, auf die in der Folge Bezug genommen wird:

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