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Explosives 2023 für Dresden: Zwei Bomben und ein Gasleck

Die Entschärfung zweier Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg hat Dresden 2023 in Atem gehalten. Im März kam es außerdem zu einer Gasexplosion, die immensen Schaden angerichtet hat. Ein Rückblick.

Von Juliane Just
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Am 22. März 2023 ist es in Dresden-Friedrichstadt zu einer Explosion an einer Gasleitung gekommen. Der Schaden war immens.
Am 22. März 2023 ist es in Dresden-Friedrichstadt zu einer Explosion an einer Gasleitung gekommen. Der Schaden war immens. © Roland Halkasch

Dresden. Gleich drei Mal wurde es in Dresden 2023 brenzlig. Bei Funden von Weltkriegsbomben ist die Stadt inzwischen geübt. Auch nach 78 Jahren sind die Hinterlassenschaften des Weltkriegs eine große Belastung. Hinzu kommt, dass an dem Kriegsgerät der Zahn der Zeit nagt. 2023 brachte dabei eine der größten Evakuierungen für Dresden sowie eine der längsten Entschärfungen mit sich. Doch explosiv wurde es schon zu Beginn des Jahres.

Explosion an Gasleitung in Dresden-Friedrichstadt

Ein Feuerball, mehrere Explosionen, Hitze - am 22. März wurde bei Bauarbeiten an der Waltherstraße in Friedrichstadt eine Gasleitung beschädigt. Als "ohrenbetäubend" beschreiben Anwohner den Knall um 14 Uhr. Kurze Zeit später tauchen in den sozialen Netzwerken die ersten Bilder auf, die die Flammenwand zeigen.

Inmitten des Geschehens: ein Bagger, an dem ein Schild vor den Gasarbeiten warnt. Als das ausströmende Gas sich entzündete, war glücklicherweise niemand in unmittelbarer Nähe. Die Feuerwehr konnte aufgrund der Explosionen zunächst nur aus sicherer Distanz agieren, zu groß war die Hitze.

Ein Bild der Zerstörung: Durch die extreme Hitze bei der Gasexplosion hatte sich sogar ein Mast über die Fahrbahn gebogen.
Ein Bild der Zerstörung: Durch die extreme Hitze bei der Gasexplosion hatte sich sogar ein Mast über die Fahrbahn gebogen. © Roland Halkasch (Archiv)
Mehrere Autos wurden durch die Gasexplosion vollständig zerstört.
Mehrere Autos wurden durch die Gasexplosion vollständig zerstört. © Roland Halkasch (Archiv)
Auch vier Monate nach der Gasexplosionen wurden die Schäden an der Kreuzung von Schäferstraße, Hamburger Straße und Waltherstraße in Dresden-Friedrichstadt noch beseitigt.
Auch vier Monate nach der Gasexplosionen wurden die Schäden an der Kreuzung von Schäferstraße, Hamburger Straße und Waltherstraße in Dresden-Friedrichstadt noch beseitigt. © Sven Ellger (Archiv)

Nachdem die Flammen gelöscht sind, bleibt ein bizarres Bild der Zerstörung. Straßenmasten und Schilder sind durch die enorme Hitzeeinwirkung gebogen wie verwelkte Tulpen, Fahrzeuge sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und verformt, Straßenbahn-Gleise und -Kabel sind stark beschädigt. Der Schaden ist immens - am Ende wird er bei einer halben Million Euro liegen.

Die Kreuzung an der Waltherstraße bleibt nach dem Vorfall wochenlang gesperrt. Selbst im Juli, vier Monate nach der Explosion, kann die verwüstete Kreuzung noch nicht vollends entsperrt werden. Der Grund: Das Ermittlungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Ermittelt wird wegen fahrlässigen Herbeiführens einer Brandgefahr.

Bombenfund in Dresden-Plauen: Eine der größten Evakuierungen

Viel Zeit haben die Einsatzkräfte nicht zum Durchatmen, denn schon drei Wochen später herrscht erneut Ausnahmezustand in Dresden. Am 14. April wird eine Weltkriegsbombe bei Bauarbeiten auf der Zwickauer Straße im Stadtteil Plauen gefunden. Das Besondere: Sie lag 40 Jahre verborgen unter Asphalt, nur wenige Zentimeter unter der Fahrbahn.

Es soll eine der größten Evakuierungen in Dresdens Geschichte werden - insgesamt 15.000 Menschen müssen ihre Häuser verlassen. Weil die Bombe bei ihrer Entdeckung nicht erschüttert wird, kann die Entschärfung um einen Tag verlegt werden. Bis 9 Uhr am Samstagmorgen sollen die Betroffenen den Bereich verlassen. Stundenlang klingeln Einsatzkräfte an den Türen, um sicherzugehen, dass sich keine Menschen mehr in dem Bereich aufhalten.

Und dann geht alles ganz schnell. 14 Uhr beginnt die Entschärfung. Nicht mal eine halbe Stunde braucht Sprengmeister Robert Ludewig, um den Zünder herauszuschrauben. "Mein Meisterstück", wie er sagt. Das Leitwerk der Bombe hat den Heckzünder geschützt, er sei daher kaum deformiert gewesen: "Man muss auch mal Glück haben."

Fliegerbombe in Dresden: Die lange Nacht von Übigau

So viel Glück haben die Sprengmeister der Fliegerbombe, die an der Washingtonstraße in Übigau gefunden wird, nicht. Erst nach einem Abbruch der Aktion mitten in der Nacht und über zehn Stunden kann Entwarnung gegeben werden. Auch hier ist der Fundort der 250 Kilogramm schweren Bombe ungewöhnlich: Neben einer Tankstelle und nah an unterirdischen Gasleitungen gelegen.

An dem Freitagmorgen, als die Bombe gefunden wird, entscheiden die Sprengmeister sich für eine sofortige Entschärfung. Etwa 2.700 Menschen müssen evakuiert werden. Die nahegelegene Gasleitung muss entleert und das Gas abgefackelt werden. Das dauert bis in die Abendstunden - doch die Nacht soll noch viel länger werden.

Der Zünder der Bombe ist stark verformt und kann nicht händisch entschärft werden. Ein Sprengmeister versucht es bis 2.30 Uhr, bricht dann aber ab. Am nächsten Morgen gehen die Experten erneut ans Werk, diesmal mit einer Wasserschneidanlage, mit der man den Zünder von der Bombe trennen kann. Um 12.42 Uhr war der Blindgänger entschärft.