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Turnerbund gegen Mediation im Fall Frehse

Brigitte Zypries sollte als Ethikbeauftragte des DTB in der Affäre um die Chemnitzer Trainerin Gabriele Frehse vermitteln. Warum der Verband das ablehnt.

Von Sven Geisler
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Trainerin Gabriele Frehse war seit Ende 2020 zunächst freigestellt, zum 30. April wurde ihr gekündigt.
Trainerin Gabriele Frehse war seit Ende 2020 zunächst freigestellt, zum 30. April wurde ihr gekündigt. © imago images

Berlin/Chemnitz. Es war der Versuch, die verhärteten Fronten aufzuweichen. Seit 14 ihrer ehemaligen Schützlinge um die Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer Ende 2020 schwere Vorwürfe gegen die Chemnitzer Trainerin Gabriele Frehse erhoben haben, gibt es einen Konflikt zwischen deren Verein und dem Deutschen Turner-Bund (DTB). Nun ist eine mögliche Mediation zumindest vorerst vom Tisch.

"Der DTB erachtet mit Blick auf das bereits laufende Gerichtsverfahren zwischen dem Olympiastützpunkt Sachsen und Frau Frehse eine verbandsinterne Mediation nicht für tunlich", heißt es vom Verband auf Anfrage von Sächsische.de Dies habe man gegenüber Brigitte Zypries auch so erläutert. Die frühere Bundesjustizministerin wäre als Vorsitzende der Ethikkommission des DTB zuständig, einen solchen Schlichtungsversuch zu moderieren. Daran sei der Turnerbund jedoch nicht interessiert, hatte die SPD-Politikerin auf Nachfrage bestätigt.

Spendenaufruf erhält große Unterstützung

Zuvor hatte die Ethikkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sich für nicht zuständig erklärt, deswegen eine Mediation abgelehnt und an die DTB-Ethikbeauftragte verwiesen. Der DOSB-Kommissionsvorsitzende Thomas de Maizière (CDU) hatte das Anliegen als "verständlich" bezeichnet und betont: "Die Vorwürfe und die öffentlichen Debatten belasten alle Beteiligten persönlich. Sie schaden der Reputation des Spitzensports im Turnen und sind insbesondere vor dem Hintergrund der bevorstehenden Olympischen Spiele besorgniserregend."

Auf Bestreben des DTB hatte der Olympiastützpunkt Sachsen der Trainerin zum 30. April gekündigt. Dagegen geht Frehse juristisch vor. Laut Zypries will der DTB die Gütetermine im Arbeitsgerichtsprozess abwarten, bevor er sich mit einer Mediation beschäftigt. Bis zum Ende des Verfahrens und einem Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zum Verdacht der Körperverletzung durch die Abgabe von Medikamenten hat die Stadt Chemnitz der Trainerin ein Hallenverbot erteilt, gleichzeitig aber den Vorschlag einer Mediation unterstützt, den der Vereine TuS Chemnitz-Altendorf, der Stadtsportbund und Elternvertreter eingebracht hatten.

Der Verein wollte Frehse ehrenamtlich beschäftigen, Sportlerinnen hatten über die Crowdfunding-Seite GoFundMe im Internet einen Spendenaufruf gestartet. Die Unterstützung war überwältigend, mehr als 32.000 Euro kamen zusammen und das Ziel von 20.000 Euro weit übertroffen. Durch das Hallenverbot für die Trainerin geht die Aktion jedoch ins Leere.

Frehse geht gegen Kündigung vor

Frehse hatte die Vorwürfe, Turnerinnen permanent schikaniert und erniedrigt zu haben, unter anderem im Interview mit Sächsische.de genauso zurückgewiesen wie die Anschuldigung, mindestens in einem Fall Medikamente ohne ärztliche Rücksprache an eine minderjährige Sportlerin abgegeben zu haben. In einem Untersuchungsbericht war eine Anwaltskanzlei in Frankfurt am Main zu dem Ergebnis gekommen, es gebe "in 17 Fällen hinreichende tatsächliche Anhaltspunkte für die Anwendung psychischer Gewalt durch die Trainerin".

Zuletzt äußerte sich die 60 Jahre alte Chemnitzerin nicht mehr, hatte aber in Bezug auf die Kündigung erklärt, sie sei überzeugt, dass diese "einer gerichtlichen Prüfung nicht standhalten wird und ich wieder eingestellt werden muss". Auch in Bezug auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung sei sie "zuversichtlich, dass nach Abschluss all dieser Dinge für jedermann klar sein wird, dass ich mir nichts zuschulden kommen lassen habe".

Außerdem geht sie nach eigener Aussage "gegen eine Reihe der ehemaligen Turnerinnen gerichtlich vor, weil sie gegenüber dem Spiegel Unwahrheiten verbreitet haben". Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte die Beschuldigungen durch die Sportlerinnen um Schäfer in mehreren Beiträgen Ende 2020 öffentlich gemacht. (mit dpa)