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Welche Häuser 2023 in Zittaus Innenstadt saniert werden

Dieses Jahr stehen neue Vorhaben im Zittauer Zentrum an, andere gehen weiter. Manche müssen warten oder haben sich zerschlagen. SZ gibt einen Überblick über den Stand.

Von Thomas Christmann
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Das Bild ist fast fünf Jahre alt - und trotzdem noch aktuell: Swen Rost (links) mit Bauleiter Daniel Wobser (Mitte) und seinem Mitarbeiter Sebastian Kaus vor dem Gebäude Markt 2, das weiterhin eingerüstet ist.
Das Bild ist fast fünf Jahre alt - und trotzdem noch aktuell: Swen Rost (links) mit Bauleiter Daniel Wobser (Mitte) und seinem Mitarbeiter Sebastian Kaus vor dem Gebäude Markt 2, das weiterhin eingerüstet ist. © Rafael Sampedro (Archiv)

Immer noch steht das Gerüst am Markt 2 in Zittau. Dabei sollte die Sanierung des Hauses schräg gegenüber vom Rathaus längst beendet sein. Was allerdings bei dem 2018 begonnenen Vorhaben damals weder der tschechische Eigentümer Stanislav Absolon noch sein Zittauer Bauplaner Swen Rost ahnten, war die zwischenzeitliche Corona-Pandemie. Durch Lockdowns und geschlossene Grenzen verzögerten sich die Arbeiten. Bis Oktober dieses Jahres nun soll zumindest die Außenhülle fertig sein, berichtet Swen Rost. Ab 2024 startet dann der Innenausbau.

Die acht Wohnungen - zwei auf jeder Etage - sollen großzügig gestaltet werden. "Ähnlich dem Originalzustand", so der Planer. Auch von der alten Substanz will der Eigentümer so viel wie möglich erhalten, wie die alten Malereien im Treppenhaus oder den historischen Kachelofen. Neu ist dann ein Aufzug, der bis zum als Abstellraum dienenden Dachboden fährt. Das Erdgeschoss bleibt hingegen dem Gewerbe vorbehalten. Darin sind ein Bäcker, Fleischer und Optiker eingemietet. Mit der Fertigstellung rechnet Swen Rost in zwei bis drei Jahren.

Diese Vorhaben gehen voran

Der Markt 2 gehört zu den von der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft (ZSG) begleiteten Vorhaben, für die insgesamt Millionen an Fördermitteln fließen (sollten). So ist der Stand bei anderen Projekten:

Bei der Inneren Weberstraße 24 hat der Dresdner Eigentümer Rainer Scholz Dach, Fassade und Fenster erneuern lassen. Dort läuft derzeit der Ausbau des zweiten und dritten Obergeschosses. In den oberen Etagen ist eine Maisonette-Wohnung geplant. Sie wird vermietet oder dient als Ferienwohnung. Im ersten Obergeschoss wohnt Rainer Scholz selbst, wenn er in Zittau ist. Die Arbeiten sollen dieses Jahr beendet werden.

Weitergehen sollen sie hingegen an der Albertstraße 16 und 18, wo nach den Abrissarbeiten in 2021 von den Häusern bis auf Fassaden, Keller und einige Wände vom Erdgeschoss nichts erhalten blieb. Dort wollte der nicht mit Namen erwähnt wollende Eigentümer aus der Region erst nach der Sommerpause 2022, dann im Januar mit dem Wiederaufbau beginnen. Die Planungen seien etwas komplizierter als gedacht, hinzu komme die schwierige Bausituation, vernünftige Preise und konkrete Aussagen zu Lieferterminen für Material zu bekommen, erklärte er zuletzt. Die Lage würde sich 2023 verschärfen. Bisher haben die Arbeiten nicht begonnen.

Eine weitere Sanierung steht am Rathausplatz 14 an, der dem Oderwitzer Mario Kellner gehört. Sein gleichnamiges Schuhgeschäft befindet sich seit Mitte 2021 im Gebäude, ehemals Schuhhof. Für 2023 sind Fassade und Dach vorgesehen.

Ebenfalls starten soll dieses Jahr der Umbau des Vollprechtschen Hauses in der Breite Straße 2. Das gehört seit 2021 Ina Ultsch von "büroplan", die ihren Firmensitz vom Töpferberg dorthin verlagern möchte. Zuvor war die Immobilie im Eigentum der Stadt, sollte zuerst als Technisches Rathaus, dann gastronomisch und touristisch genutzt werden. Die Eigentümerin plant ein Wohn- und Geschäftshaus. Das Vorhaben sei ein weiterer Baustein, um das Quartier aufzuwerten, sagt ZSG-Geschäftsführerin Susanne Mannschott.

Sanierungspläne gibt es zudem für die Böhmische Straße 19, die ein Zittauer künftig als Wohn- und Geschäftshaus nutzen will. Das Besondere an dem Projekt ist das gedrehte Dach. Demnach steht der First nicht parallel zur Straße, sondern quer. Davon gebe es nur eine Handvoll Gebäude in Zittau, berichtet Susanne Mannschott. Im Haus sei auch noch vieles im Original erhalten. Sein Charakter soll erhalten bleiben.

Diese Vorhaben warten weiter

Die Breite Straße 2b steht wieder zum Verkauf. Das Gebäude gehört einem Ehepaar, das im Erdgeschoss eine HNO-Praxis eröffnen wollte. Doch erst kam Corona, dann explodierten die Preise. Die Eigentümer zogen zwischenzeitlich von Berlin nach Dresden, übernahmen dort eine Praxis - und investieren nun lieber in der Landeshauptstadt. Es sei so wenig Positives aus Zittau zu hören, hieß es zuletzt. Es gebe seither immer wieder Interessenten, informiert Susanne Mannschott. Der Standort biete mit Parkplatz, Garten und möglichen Balkonanbau sowie Nähe zu Kita und Hochschule gute Voraussetzungen.

Optimistisch war die Geschäftsführerin voriges Jahr noch, dass die Sanierung der Neustadt 25 startet. Eine Bautzner Investorengemeinschaft erwarb das Gebäude und begann mit den Planungen. Doch Ende November 2022 konnte das Objekt bei einer Auktion erworben werden - ohne einen Interessenten zu finden. "Die Baukosten lagen höher als angenommen", berichtet die ZSG-Geschäftsführerin über die Gründe. "Die Verkaufsbemühungen werden weitergehen." Kaufentscheidungen würden oft zügig getroffen ohne Wissen, wie ein Objekt - trotz attraktiver Lage - zu nutzen sei. Bei der von Familie Richard erworbenen Innere Weberstraße 31 sind nach ihrer Aussage die Rahmenbedingungen der Grund, warum die Sanierung noch nicht gestartet ist. Auch die im Privatbesitz befindliche Amalienstraße 13 muss dieses Jahr warten. Allerdings, weil die Fördermittel ausgeschöpft sind. Gleiches gilt für die Böhmische Straße 30, die der Stadt gehört. Das Objekt will sie nicht selber sanieren. Aber bisher fand sich kein Käufer, zumal auch die im Privatbesitz befindliche 28 unsaniert ist. Das macht die spätere Vermarktung schwierig. "Aufgrund der Grundstücks- und Baustrukturen bietet sich deshalb eine gemeinsame Entwicklung an", meint Susanne Mannschott.

Beim Graetzschen Haus an der Inneren Weberstraße 20/Lindenstraße 11 geht es dem Eigentümer Thomas Göttsberger vordergründig um den Erhalt. Immerhin gehört das Objekt zu den wertvollsten Barock-Gebäuden in der Stadt. Alle Kauf-Interessenten seien bisher abgesprungen, berichtet die ZSG-Geschäftsführerin. Es gebe viele nicht vermietbare Nebenflächen. Sie kann sich beispielsweise ein Gästehaus oder eine Kanzlei darin vorstellen, aber kein klassisches Wohnhaus.

Darum sind die Rahmenbedingungen schwierig

Infolge der Corona-Pandemie und Energiekrise haben sich grundlegende Rahmenbedingungen für Investitionen geändert. Ob gestiegene Baupreise, Material-Lieferschwierigkeiten, personelle Knappheit, der Anstieg der Kapitalmarktzinsen bei einem angespannten Mietermarkt, der durch hohen Leerstand gekennzeichnet ist - all diese Gründe führen laut Susanne Mannschott dazu, dass sich Maßnahmen in Zittaus Innenstadt schon mal bis zu sechs Jahre strecken können. Und Fördermittel fließen erst, wenn die Leistungen erbracht sind. "Dadurch unterbleiben auch Investitionen", sagt die ZSG-Geschäftsführerin. Ein Großteil der noch sanierungsbedürftigen Gebäude in der Innenstadt seien in einem schlechten Zustand, aber eben auch schwierig zu vermarkten. Als Gründe nennt sie neben nicht vermietbaren Nebenflächen, fehlende Gärten oder Stellplätzen, auch verzwickte Eigentumsverhältnisse.