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Müssen Dresdens Schulen wieder schließen?

Meistgelesen diese Woche: Die Zahl der Corona-Fälle an Schulen und Kitas steigt und steigt. So schätzen Gesundheitsamt und Kultusministerium die Lage ein.

Von Nora Domschke & Julia Vollmer & Sandro Pohl-Rahrisch
 6 Min.
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Wie lange werden Dresdens Schulen und Kitas noch offen bleiben? Am Dienstag hieß es für mehr als 1.700 Kinder, Lehrer und Erzieher: zu Hause bleiben, Quarantäne!
Wie lange werden Dresdens Schulen und Kitas noch offen bleiben? Am Dienstag hieß es für mehr als 1.700 Kinder, Lehrer und Erzieher: zu Hause bleiben, Quarantäne! © dpa/Philipp von Ditfurth

Dresden. Der Regelbetrieb an den Dresdner Kitas und Schulen wird immer unregelmäßiger. Denn die Zahl der Corona-Infektionen bei Kindern, Erziehern und Lehrern steigt und steigt. Wer mit den Infizierten Kontakt hatte, muss in Quarantäne. Mit Stand vom Dienstagabend waren das 1.768 Personen, wie das Gesundheitsamt mitteilt.

Was heißt das für den gerade erst wieder aufgenommenen Regelbetrieb? Und wer sind die Infizierten – vor allem Erwachsene oder doch hauptsächlich Lehrer? Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Infektionsgeschehen an den Dresdner Kitas und Schulen.

Wie sieht die Lage an den Schulen aktuell aus?

Das Gesundheitsamt hatte am Dienstag gemeldet, dass 861 Schüler und Lehrer nicht zum Unterricht in die Schule dürfen. Betroffen sind 30 Einrichtungen. Neue Corona-Fälle sind von der 50. Grundschule, vom Beruflichen Schulzentrum für Elektrotechnik am Strehlener Platz und von der 135. Grundschule am Amalie-Dietrich-Platz gemeldet worden. Deutlich ausgeweitet wurde die Quarantäne an der 92. Grundschule in Zschachwitz. Dort mussten noch am Montag 55 Personen zu Hause bleiben, seit Dienstag sind es 111.

Wer ist häufiger infiziert – Schüler oder Lehrer?

Auf SZ-Anfrage teilt das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) mit, dass an den Dresdner Schulen in den vergangenen zwei Wochen 102 Infektionen aufgetreten sind. In 83 Prozent der Fälle handelt es sich um Infektionen bei Schülern. Lediglich 13 Prozent der Fälle sind infizierte Lehrer. In vier Prozent der Fälle steckte sich Schulpersonal an, zum Beispiel Sekretärinnen, Hausmeister oder Sozialarbeiter.

Die Zahlen des Landesamtes zeigen auch: An den Oberschulen und Gymnasien, an den in den vergangenen Wochen schon Schüler lernen durften, die im Frühjahr ihren Abschluss machen, hat es bisher vergleichsweise wenige Infektionen gegeben. Das Lasub spricht von 14 Infektionen – zwölf bei Schülern und zwei bei Lehrern.

Und wie ist die Lage an den Kitas?

Nicht besser. Mit Stand vom Dienstagabend sind 25 Dresdner Kitas von Corona-Fällen betroffen. Genau 907 Kinder und Erzieher müssen zu Hause bleiben, weil sie engen Kontakt zu den Infizierten hatten. Bei mehreren Einrichtungen ist noch unklar, wie viele Personen in Quarantäne geschickt werden - und bis wann. Denn das Gesundheitsamt ermittelt noch die engen Kontaktpersonen.

Neu dazugekommen sind am Dienstag unter anderem die Kita "Finsterwalder Straße", die Krippe an der Jessener Straße in Leuben und die Kita der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Langebrück "KIZ". In Langebrück müssen 19 Kinder und Erzieher bis einschließlich nächste Woche Donnerstag in Quarantäne. Ein Corona-Fall ist auch an der Kita "Entdeckerkiste" in Coschütz aufgetreten. Dort werden aktuell noch die engen Kontaktpersonen ermittelt.

Wie verteilen sich die Infektionen auf Kinder und Erzieher?

Anders als bei den Schulen sind an den Kitas mehr Pädagogen infiziert. Seit dem 15. Februar, dem Tag der Wiederaufnahme des Regelbetriebs, steckten sich laut Gesundheitsamt 37 Kinder und 44 Mitarbeiter an. Nicht mitgezählt werden enge Kontaktpersonen, die während der Quarantäne positiv getestet werden – auch wenn die Infektion möglicherweise auf den Kita-Besuch zurückzuführen ist.

Wie häufig kommt es zu Ansteckungen innerhalb der Schulen und Kitas?

Die Zahlen zeigen: Es sind mehr Infektionen gemeldet worden als betroffene Einrichtungen. Das heißt: Es muss mehrere Fälle an einzelnen Kitas und Schulen gegeben haben. Doch: "Die Ansteckungswege können nicht zuverlässig nachvollzogen werden", so das Gesundheitsamt. "Ist ein positiver Fall in einer Einrichtung aufgetreten, liegt der Verdacht oft nahe, dass bei Auftreten weiterer Fälle eine Ansteckung innerhalb der Einrichtung erfolgte."

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Es könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass gleichzeitig mehrere Ansteckungen aus dem privaten Umfeld in eine Kita oder Schule eingeschleppt wurden. "Mit Stand heute haben wir 17 Einrichtungen, in denen mehrere Fälle im gleichen Zeitraum aufgetreten sind beziehungsweise das Infektionsgeschehen unübersichtlich war", so das Gesundheitsamt weiter.

Wie ist die Lage denn nun zu beurteilen?

Zu einer wortgewaltigen Einschätzung lässt sich das Gesundheitsamt nicht hinreißen. Die Lage-Beurteilung fällt nüchterner aus: Adäquat zur Entwicklung innerhalb der Stadtbevölkerung würden auch die Nachweisraten in den Kitas und Schulen ansteigen.

Tatsächlich gehören die Kinder und Jugendlichen zu jener Altersgruppe, in denen derzeit besonders viele Neuinfektionen gezählt werden. Besonders stark ist der Anstieg bei den Grundschulkindern, wie die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen. Hier sind in der vergangenen Woche vom 8. bis zum 14. März insgesamt 33 weitere Fälle gemeldet worden, in der Woche zuvor waren es 29.

Auch in der Gruppe der Kita-Kinder ist ein Aufwärtstrend zu erkennen. Aktuell gibt es so viele Neuinfektionen bei den bis Fünfjährigen wie zuletzt Mitte Dezember. Dem RKI sind in der vergangenen Woche 27 Fälle gemeldet worden. Inwieweit die Wiederaufnahme des Regelbetriebs in Kitas und Schulen die Entwicklung befördert hat, ist unklar.

Welche Rolle spielt die britische Corona-Variante?

In 24 Fällen, die bisher an Kitas und Schulen auftraten, konnte eine Virusvariante nachgewiesen werden, so das Gesundheitsamt zur SZ. Das sind zehn Prozent aller in Dresden bekannten Virusvarianten-Infektionen. Insbesondere die britische Mutante gilt als deutlich ansteckender.

Müssen Dresdens Schulen jetzt wieder schließen?

Das regelt die Corona-Schutzverordnung. Demnach sind Schulen und Kitas zu schließen, wenn die Wocheninzidenz in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen die Marke von 100 überschritten hat. Die Schließung erfolgt dann aber nicht sofort am nächsten Tag, sondern erst in der darauffolgenden Woche.

Was heißt das für Dresden?

Dresden hatte die Marke von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche Anfang Februar hinter sich gelassen und hat sie seither auch nicht wieder erreicht. Allerdings kommt die kritische Marke wieder in Sichtweite. Am Dienstag lag die Inzidenz bei 73.

In knapp zwei Wochen, am 29. März, beginnen die Osterferien. Bis dahin bleiben Dresdens Schulen definitiv geöffnet. Das hat Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Dienstag klargestellt.

Die täglich gemeldeten Fälle überfordern das Gesundheitsamt noch nicht, so die Behörde. "Eine zeitnahe Kontaktverfolgung ist derzeit gegeben."

Update, 17. März 2021, 21 Uhr: In einer vorherigen Version dieses Beitrag war davon die Rede, dass Schulen und Kitas erst dann geschlossen werden, wenn die Wocheninzidenz in Dresden an fünf aufeinanderfolgenden Tagen über 100 liegt. Tatsächlich besagt die Corona-Schutzverordnung, dass es fünf Werktage sein müssen. Damit fällt der Sonntag aus der Betrachtung heraus. Damit eine Schließung vor den Osterferien faktisch nicht mehr möglich.

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