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Dresdner sind unzufrieden mit Parkplatz-Angebot und Radwege-Ausbau

Zu wenige Parkplätze, unsichere Wege für Radfahrer: Die Dresdner haben beim Verkehr jede Menge zu kritisieren, wie eine neue Umfrage zeigt. Wie die Lage in den Stadtteilen bewertet wird.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Vor allem an Wochenenden ist die Parkplatzsuche im Dresdner Zentrum mitunter schwierig, wie hier auf dem Parkplatz Reitbahnstraße.
Vor allem an Wochenenden ist die Parkplatzsuche im Dresdner Zentrum mitunter schwierig, wie hier auf dem Parkplatz Reitbahnstraße. © René Meinig

Dresden. Autofahrer und Radfahrer fühlen sich in Dresden gleichermaßen benachteiligt. Das geht aus der neuesten Bürgerumfrage hervor, an der sich fast 6.000 Menschen beteiligt haben. Wo die Parkplatznot am größten scheint, in welchen Stadtteilen das Radwegenetz besser sein könnte, und wie sich Radfahrer von Autofahrern behandelt fühlen - das sind die Umfrageergebnisse.

Wie viele Dresdner fahren Auto - und wie oft?

Fast zwei Drittel aller Dresdner Haushalte haben zum Zeitpunkt der Umfrage im Frühjahr 2022 mindestens ein Auto und/oder Motorrad besessen. Gefahren wurde damit aber deutlich seltener als früher. Im Vergleich zur letzten Umfrage 2020 ist die zurückgelegte Strecke mit dem Erstfahrzeug um etwa zwölf Prozent geschrumpft. Eine Folge der Pandemie, in der aufgrund von Homeoffice und geschlossenen Geschäften und Restaurants insgesamt weniger gefahren wurde, so die Statistiker in der Dresdner Stadtverwaltung. Nur noch 22 Prozent der Dresdner nutzten das Auto heute täglich - fünf Prozent weniger als 2020.

Noch deutlicher haben Busse und Bahnen an Fahrgästen verloren, die jeden Tag zusteigen. Das waren im Frühjahr vergangenen Jahres lediglich 21 Prozent der Dresdner - minus sieben Prozent. Alternativ wird öfter zu Fuß gegangen - knapp die Hälfte macht dies täglich. Die Fahrradnutzung ist nahezu gleich geblieben, 45 Prozent der Dresdner steigen jeden Tag oder fast täglich aufs Rad.

"Diese Effekte lassen auf eine vermehrte Homeoffice-Tätigkeit schließen", so die Stadt. Es ist anzunehmen, dass sich die Fahrgastzahlen seit der Umfrage wieder erholt haben und auch der Autoverkehr zugenommen hat, da fast alle Corona-Maßnahmen in der Zwischenzeit weggefallen sind und auch der ÖPNV-Fahrplan dichter geworden ist.

Wie zufrieden sind die Dresdner mit dem Parkplatz-Angebot und dem Radwegenetz?

Die Stadtverwaltung hat die Dresdner auch gefragt, wie zufrieden sie mit den Verkehrsbedingungen in der Stadt sind - vom Straßenzustand, der Entwicklung des Radwegenetzes bis hin zum ÖPNV-Angebot. Die meiste Kritik gab es jedoch am Parkplatzangebot. Stadtweit sagten lediglich 20 Prozent, dass sie zufrieden damit seien, wie viele Stellplätze es gibt und wo sich diese befinden.

Ein Blick in die Stadtteile zeigt noch einmal leichte Unterschiede. Demnach ist die Unzufriedenheit bei den Johannstädtern am größten. In Gorbitz, Striesen und Blasewitz ist die Parkplatzsuche dagegen tendenziell weniger nervenaufreibend.

Die Parkplatz-Situation landet auch auf Platz 4 der größten Verkehrsprobleme in Dresden. Auf Platz 6 finden sich Ampelschaltungen und Staus, auf Platz 8 schafft es der allgemein schlechte Straßenzustand und auf Platz 9 landen die Baustellen, von denen es aus Sicht vieler Dresdner zu viele gibt. Für Löbtau plant die Stadt derzeit ein Verkehrskonzept. Bei dem dazugehörigen Bürgerdialog am 1. März soll es neben besseren Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Abstellmöglichkeiten für Radfahrer auch um die Parksituation gehen.

Als deutliche Kritik an der Stadtverwaltung dürfen auch die Ergebnisse zur Entwicklung des Radwegenetzes verstanden werden. Lediglich 18 Prozent geben an, damit zufrieden zu sein. Zwar ist zum Zeitpunkt der Umfrage das drei Kilometer lange Teilstück der Radroute Ost zwischen dem Fetscherplatz und Altenberger Straße noch nicht fertig gewesen. Allerdings gibt es auch mit der neuen Fahrradstraße noch reichlich Lücken im Radwegenetz.

Immerhin: Dieses Jahr will die Stadt fünf Millionen Euro investieren. So soll die Radroute Ost 2023 an den Straßburger Platz angeschlossen werden. Darüber hinaus sollen die Radwege auf der Bautzner Straße weitergebaut werden. Außerdem lässt die Stadt Radstreifen markieren, unter anderem auf dem Blauen Wunder und auf der Reicker Straße zwischen Cäcilien- und Hans-Jüchser-Straße.

Wo sind die Dresdner mit dem ÖPNV-Angebot am unzufriedensten?

Gesunken ist auch die Zufriedenheit mit dem Bus- und Bahnangebot. "Möglicher Grund dafür sind unter anderem Einschränkungen des Fahrplanangebotes während der Corona-Pandemie", so die Stadt. Allerdings geben immer noch 65 Prozent der Dresdner dem ÖPNV gute Noten. Die Werte würden wahrscheinlich besser aussehen, würde die Umfrage heute durchgeführt. Denn die Verkehrsbetriebe haben ihr Angebot mittlerweile wieder aufgestockt.

Grundsätzlicher scheinen die Probleme in einigen Stadtteilen zu sein. So liegt die Zufriedenheit in Briesnitz und den westlichen Ortschaften deutlich unter dem Dresden-Durchschnitt. Dort sind nur 41 Prozent der Einwohner zufrieden mit dem Fahrangebot. Nach konkreten Gründen ist nicht gefragt worden, allerdings dürfte es am westlichen Stadtrand vor allem um die Anbindung gehen. Auch in Loschwitz und Schönfeld-Weißig gibt es vermehrt negative Stimmen. Am zufriedensten sind die Menschen in der Johannstadt, in der Südvorstadt und in Plauen.

Generell werden die Fahrpreise kritisiert: Auf Platz 18 der größten Probleme in Dresden finden sich die ÖPNV-Preise wieder. Außerdem wird dort der Wunsch nach einem kostenlosen ÖPNV oder einem 365-Euro-Jahresticket geäußert. Immerhin soll es ab 1. Mai das 49-Euro-Monatsticket geben. Die Preise für normale Fahrkarten, etwa für Einzelfahrten, steigen dagegen zum 1. April. Die Einzelfahrt wird dann 2,80 Euro kosten (plus 30 Cent).

Wie sicher fühlen sich Radfahrer in der Stadt?

Ziemlich unzufrieden sind Radfahrer: Die Hälfte der Dresdner bemängelt deren Sicherheit in der Stadt. Ein Blick in die Zahlen zeigt: 2021 sind Radfahrer in 52 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden in Dresden involviert gewesen. 1.111 wurden dabei verletzt, auch tödlich wie an der Ecke Bautzner Straße/Weintraubenstraße.

Ebenso viele Umfrageteilnehmer sagen, es mangele an Akzeptanz bei anderen Verkehrsteilnehmern, was insbesondere Autofahrer sein dürften. Als deutlich besser wird die Erreichbarkeit von Zielen per Rad in Dresden eingeschätzt. Auch mit der Öffnung von Einbahnstraßen sind Radfahrer überwiegend einverstanden.