SZ + Görlitz
Merken

Wie die Görlitzer Kita Samenkorn den Umbau erkämpfte

Die Fläche auf dem Gelände des Jugendhauses Wartburg in Görlitz hat sich verdoppelt. Der Umbau kostete 800.000 Euro mehr als ursprünglich geplant.

Von Marc Hörcher
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ulrich Warnatsch, Vorsitzender des Trägervereins Jugendhaus Wartburg, auf der Baustelle für die Kita Samenkorn. Er steht im neu entstandenen Gebäudeteil.
Ulrich Warnatsch, Vorsitzender des Trägervereins Jugendhaus Wartburg, auf der Baustelle für die Kita Samenkorn. Er steht im neu entstandenen Gebäudeteil. © André Schulze

Noch sind die Bauarbeiter am Werk. Aber schon in wenigen Wochen sollen dort, wo jetzt noch Gerüst, Leitern und Schubkarren herumstehen, insgesamt 72 Kinder in der Kita „Samenkorn“ betreut werden. Dazu gehören zwölf neu geschaffene Krippenplätze. Zuvor besuchten 46 Kinder die Kita. Die sind derzeit noch in den Ausweich-Räumlichkeiten an der Landeskronstraße untergebracht. Die Kita-Räume in der Wartburg waren bislang 290 Quadratmeter groß. Mit 600 Quadratmetern hat sich die Fläche nun, nach dem Umbau, mehr als verdoppelt.

Betrieben von der Evangelischen Innenstadtgemeinde, ist die Kita nur Mieter in den Räumen des Jugendhauses Wartburg auf der Johannes-Wüsten-Straße. Das erzählt Ulrich Warnatsch, Vorsitzender des Trägervereins Jugendhaus Wartburg. Neben der Kita befinden sich noch ein Café, eine Jugendherberge und die Stadtjugendarbeit darin.

2020 kam die unverhoffte Förderzusage

Eigentlich wollten sie längst fertig sein mit den Arbeiten. Doch die Renovierung hatte sehr viel länger gedauert als ursprünglich mal geplant - und mehr gekostet. Insgesamt 3,1 Millionen Euro. „Als wir 2019 mit der Planung begonnen haben, waren wir noch von 2,3 Millionen ausgegangen - zwei Jahre später, bei Baubeginn, von 2,8 Millionen“, sagt Warnatsch. Einen Großteil habe der Träger, das Jugendhaus Wartburg, selbst aufgebracht. Aber erst durch eine damals unverhoffte Förderzusage vor drei Jahren konnte die schon lange geplante Vergrößerung der Kita so richtig in Angriff genommen werden. Die Förderung allerdings bedeutete auch, dass sich die Stadt Görlitz mit mehr Eigenmitteln am Umbau beteiligen musste.

Eine Kita gibt es dort bereits seit 1946. Seitdem wurden immer mal wieder Kleinigkeiten saniert, das Gebäude aber nie grundsätzlich verändert. Die Geschichte der Renovierung beginnt eigentlich bereits 2014, als dem Verein eine Mängelliste vom Landesjugendamt vorgelegt wurde - verbunden mit der Ankündigung: Werden diese nicht behoben, steht es schlecht um das Gebäude. Bereits damals unterstützten, so der Vorsitzende, Octavian Ursu und Michael Kretschmer die Vorhaben und „machten viel Mut“. Der jetzige OB und der jetzige Ministerpräsident waren damals noch in jeweils anderen politischen Ämtern tätig.

Stahlträger und Lüftungsanlage erneuert

Immer wieder seien Teile des Gebäudes durch den Umbau in Mitleidenschaft gezogen oder weitere kleine oder große Mängel festgestellt worden, berichtet Warnatsch. Zuletzt mussten im Keller Stahlträger sowie die komplette Lüftungsanlage erneuert werden. Auf der Rückseite der Kita entsteht eine überdachte Freifläche, der Zugang zur Kellerkirche schließt daran an. In eineinhalb Wochen sollen jetzt die Fußbodenleger kommen, dann werden die Wände gestrichen - es wird also langsam. Muss es auch, denn im Juli sollen die Kita-Kinder einziehen. Bis dahin wollen noch die ganzen Genehmigungen eingeholt und die Abnahmen vorgenommen sein - das werde „noch mal sportlich“, sagt der Vorsitzende.

Träger der Kita Samenkorn ist die Evangelische Innenstadtgemeinde.
Träger der Kita Samenkorn ist die Evangelische Innenstadtgemeinde. © André Schulze

Zuletzt kamen zwei historische Decken zum Vorschein, die noch von der Freimaurer-Vergangenheit des Gebäudes zeugten. Eine davon wollte der Denkmalschutz erhalten. Auch die zusätzlichen Mietkosten für die längere Zeit am Ersatz-Kita-Standort schlugen zu Buche. Deshalb wurde die Sanierung jüngst in ein anderes Programm, „Stadtumbau“, aufgenommen, bei dem ebenfalls Bund und Land beteiligt sind.

Nun, nach über zwei Jahren Bauzeit, ist es also endlich so weit: Am heutigen Sonnabend wird der symbolische Schlüssel für den Erweiterungsbau übergeben. Anlass dafür ist nicht zuletzt auch der diesjährige „Tag der offenen Tür“, den die Wartburg in Kooperation mit der Dietrich-Heise-Schule veranstaltet.

Kretschmer kommt zum Tag der offenen Tür

Das Programm startet um 9.30 Uhr auf dem Gelände der Dietrich-Heise-Schule auf der Otto-Müller-Straße mit einem Workshop-Angebot für Eltern und deren Kinder. Zur Mittagszeit gegen 12.30 Uhr verlagert sich das Geschehen in Richtung Jugendhaus auf die Johannes-Wüsten-Straße, wo es dann auch Mittagessen gibt. Ursu ist am Mittag bei der Veranstaltung. Er gibt MP Kretschmer sprichwörtlich die Klinke in die Hand. Der Minister nimmt an der Eröffnung teil und spricht nach einem Rundgang ab 13 Uhr ein Grußwort. Beide unterstützen den Umbau der Kita seit der ersten Stunde, betont Warnatsch.

Im Anschluss an die symbolische Schlüsselübergabe startet am Sonnabend um 13.30 Uhr die Fahrrad-Sponsoren-Rallye zwischen Ufer- und Joliot-Curie-Straße. Die Überwindung des Höhenunterschiedes beider Parallelstraßen stellt die Akteure dabei vor besondere Herausforderungen. Der gemeinsame Abschluss ist dann das Kaffeetrinken im großen Saal der Wartburg.