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Dynamo ohne Stammkräfte im Pokal

Die Dresdner treffen am Mittwoch auf Bischofswerda - ausgerechnet vorm Aufstiegsspiel gegen Türkgücü. Offen spricht der Trainer über seine Aufstellung.

Von Sven Geisler
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Dynamos Trainer Alexander Schmidt will auch fürs Sachsenpokalspiel gegen Bischofswerda "eine gute Mannschaft auf den Platz schicken".
Dynamos Trainer Alexander Schmidt will auch fürs Sachsenpokalspiel gegen Bischofswerda "eine gute Mannschaft auf den Platz schicken". ©  dpa/Robert Michael

Dresden. Es ist der Wettbewerb, den Dynamo derzeit am wenigsten braucht. Die Dresdner bereiten sich auf das Heimspiel gegen Türkgücü München am Samstag vor, mit einem Sieg können sie den Aufstieg und damit die direkte Rückkehr in die 2. Fußball-Bundesliga perfekt machen. Doch zwischendrin wartet so etwas wie eine lästige Pflichtaufgabe, auch wenn das Alexander Schmidt ganz anders ausdrückt. "Wir sind gerne auf dem Platz, jeder Fußballer spielt gerne, das ist angenehmer als Training", meint der neue Chefcoach.

Man nehme das Spiel gegen den Bischofswerdaer FV 08 im Viertelfinale des Sachsenpokals am Mittwochabend, 18 Uhr, sehr ernst. "Wir sind Dynamo Dresden und haben nichts zu verschenken", sagt der 52-Jährige - und überrascht mit der Aussage: "Ich finde es gut, dass wir dieses Spiel haben."

Dabei hat Dynamo wegen der Corona-Quarantäne gerade zwei zusätzliche englische Wochen hinter sich - und die entscheidenden zwei Spiele in der 3. Liga vor sich. "Dynamo kann für den Pokal 40 Spieler melden. Es ist also möglich, den Anschlusskader und U19-Junioren einzusetzen", erklärte Verbandspräsident Hermann Winkler.

Königsdörffer soll wieder spielen

Genau das hat der Chefcoach nun vor. "Natürlich werden wir unser Hauptaugenmerk auf das Spiel am Samstag legen", sagt Schmidt, der selbst gewarnt hatte: Der Aufstieg ist noch nicht perfekt. Er sagt aber auch: "Wir haben einige Spieler, die zuletzt nicht den Rhythmus hatten, und hochmotivierte Jugendspieler." Ungewöhnlich offen äußert er sich zum Kader. Marvin Stefaniak, Niklas Kreuzer, Justin Löwe, Max Kulke und Jonas Kühn sowie die zuletzt verletzten Julius Kade und Jonathan Meier werden genauso dabei sein wie Pascal Sohm und Ransford-Yeboah Königsdörffer nach ihrer Corona-Infektion.

Letzterer hatte bereits am Samstag beim 2:0-Sieg gegen Viktoria Köln überraschend in der Startelf gestanden, wurde aber nach 28 Minuten entkräftet ausgewechselt. Das sei geplant gewesen, meint Schmidt. Der Offensivspieler habe zuvor gut trainiert und sich frisch gefühlt, aber ein Punktspiel sei eben noch mal etwas anderes. Trotzdem sieht sich Schmidt in seiner Entscheidung, Königsdörffer von Beginn an zu bringen, bestätigt. "Wenn er in der 60. Minute kommt und nach 20 Minuten platt ist, hätte ich vielleicht nicht mehr wechseln können. Deshalb haben wir gesagt: Er spielt bis es nicht mehr geht."

Einsatzgarantie für Torwart-Talent Kiefer

Es gehe Königsdörffer, der entkräftet wirkte, inzwischen wieder gut. Er werde von Tag zu Tag besser und ein Einsatz gegen Bischofswerda würde ihm guttun. "Am Samstag sieht die Welt für ihn schon wieder ganz anders aus."

Eine Einsatzgarantie erhält Stefan Kiefer. Der 19 Jahre alte Torwart hat bisher noch kein Pflichtspiel bei den Profis absolviert, ist aber nach dem Kreuzbandriss von Patrick Wiegers die Nummer zwei hinter Stammkeeper Kevin Broll. "Er muss bereit sein, wenn Kevin etwas passieren sollte, deshalb ist es gut, wenn er etwas Spielpraxis bekommt. Wir haben volles Vertrauen in ihn, er trainiert gut", berichtet Schmidt.

Torwart-Talent Stefan Kiefer kommt zu seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz für Dynamos Profis.
Torwart-Talent Stefan Kiefer kommt zu seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz für Dynamos Profis. © dpa/Robert Michael

Stammkräfte wird er allerdings nicht einsetzen, auch Paul Will bekommt eine Pause, obwohl der Mittelfeldspieler nach der fünften Gelben Karte für die Partie am Samstag gesperrt ist. "Paul hat zuletzt viel gespielt, immer mit vollem Einsatz, ist gelaufen bis an die Leistungsgrenze", erklärt der Trainer. "Bei ihm wollen wir die Zeit nutzen, dass er vollständig regeneriert. Die eine Woche wird ihm guttun, um mal durchzuschnaufen."

Schließlich könnte Will noch gebraucht werden in einem möglichen Endspiel bei Wehen Wiesbaden eine Woche später, falls es im ersten Anlauf nicht gelingen sollte, den Aufstieg perfekt zu machen, würde er wieder gebraucht.

Bischofswerda bezwingt A-Junioren von RB Leipzig

"Wir bereiten uns seriös vor", sagt Dynamo-Trainer Schmidt, der den Gegner sogar beobachten ließ. Für den Bischofswerdaer FV ist es das erste Pflichtspiel seit dem 1. November 2020, also nach mehr als einem halben Jahr. Zuletzt hat sie dreimal getestet und bei Energie Cottbus 0:0 gespielt sowie beim FSV Luckenwalde (1:0) und den Bundesliga-A-Junioren von RB Leipzig mit 2:0 gewonnen. "So ein positives Erlebnis war wichtig für den Dynamo-Kick. Unser Spiel war okay, aber keinesfalls überragend", meinte BFV-Coach Erik Schmidt danach.

Nicht nur für ihn ist es im doppelten Sinne ein Spiel des Jahres und ein Traumlos, wie er nach der Auslosung sagte. Der 41-Jährige war sieben Jahre lang Nachwuchscoach bei Dynamo, bevor er 2013 den Bischofswerdaer FV übernahm und von der Landes- in die Regionalliga führte. Im Sommer gibt er den Trainerposten beim BFV ab. "Einen besseren Abschluss meiner Trainertätigkeit in Bischofswerda kann es nicht geben", meinte Schmidt. Ende Juli übergibt er an Frank Rietschel und Dynamos einstigen Aufstiegshelden Robert Koch.

Bischofswerda wurde inzwischen als Absteiger aus der Regionalliga bestimmt, obwohl der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) zunächst in Aussicht gestellt hatte, dass alle nach dieser zweiten Corona-Saison drin bleiben können. "Die Entscheidung des Verbandes, nun doch eine Mannschaft absteigen zu lassen, hatte mich schon im Vorfeld überrascht, nachdem sich die Mehrzahl der Viertliga-Vereine in einer Videokonferenz gegen einen oder mehrere Absteiger ausgesprochen hatte", erklärte BFV-Präsident Jürgen Neumann dazu. Dennoch habe es der Verein letztlich akzeptiert, "denn wir wollten eine sportliche Entscheidung und keine juristische".

Finale am 29. Mai beim "Tag der Amateure"

Dynamo sollte ursprünglich im Achtelfinale auf den Oberligisten International Leipzig treffen. Der Sächsische Fußball-Verband änderte jedoch angesichts der coronabedingten Spielpause in den unteren Ligen den Pokalmodus für den laufenden Wettbewerb. Die zehn Amateur-Teams von der Oberliga bis zur 8. Liga, die noch dabei waren, verzichteten auf ihr Spielrecht, da sie seit mehr als fünf Monaten kein Mannschaftstraining absolvieren konnten. Das Achtelfinale hat der Verband gestrichen, die betreffenden Vereine werden mit knapp 4.000 Euro entschädigt.

Für Bischofswerda ist der Sachsenpokal eine Chance, sich die Antrittsprämie in Höhe von 137.000 Euro für die Teilnahme am DFB-Pokal zu sichern. Im Halbfinale würde Liga-Konkurrent Lok Leipzig warten, im Endspiel der Sieger aus der Partie zwischen dem Chemnitzer FC und dem FSV Zwickau, die ebenfalls am Mittwoch ausgetragen und bereits 15 Uhr angepfiffen wird. Das Finale wird am 29. Mai am bundesweiten Finaltag der Amateure ausgetragen.

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