Herr Fugmann, Sie haben für den MDR einen Bericht gemacht, der heute Abend in der ARD zu sehen sein wird. Wie sind Sie auf Görlitz und die Ruinenkäufe des angeblichen Römers Roberto Petrucci aufmerksam geworden?
Ich bin im Lokalteil der Sächsischen Zeitung auf das Thema gestoßen und habe gedacht, dass diese Geschichte auch anderswo Menschen interessieren könnte.
Wo haben Sie überall gedreht?
Wir waren natürlich in Görlitz, vor allem aber in Düsseldorf und Geldern, wo Familie Spettmann, die hinter den Immobilien-Ersteigerungen steckt, lebt. Zudem hat eine Reporterin des ARD-Magazins „Plusminus“ an der angeblichen Adresse von Roberto Petrucci in Rom gedreht.
Was haben ihre Recherchen ergeben?
Die Firmenadresse von mehreren Spettmann-Firmen in der Düsseldorfer Königsallee 14 ist nur eine Briefkastenadresse. Dort gibt es anonyme Büros, in denen niemand auftaucht. Petrucci ist in Rom nicht auffindbar. Auch in Geldern gibt es nichts, was auf ihn hinweist – außer dem Namensschild am Gebäude Grüner Weg 6. Das scheint aber gar kein Wohnhaus zu sein. Stattdessen ist diese Adresse aus Spettmanns betrügerischen Schlüsseldienst-Zeiten einschlägig bekannt. Wir haben geklingelt, aber niemand hat aufgemacht, obwohl jemand da war. Aus dem Haus wurden wir von einem jungen Mann gefilmt, möglicherweise dem Spettmann-Sohn. Im Hof stand ein neuer Porsche, der vom Instagram-Profil von Karl Leo Spettmann bekannt ist, also Spettmann senior. Auch an der Büroadresse der Tochter haben wir niemanden angetroffen. Nachbarn sagten, dass sie kurz zuvor weggegangen sei. Eventuell wurde sie gewarnt. Auf unsere schriftlichen und telefonischen Kontaktversuche hat Familie Spettmann nicht reagiert.
Was glauben Sie, hat Spettmann mit den Görlitzer Häusern vor? Wie könnte sein Geschäftsmodell aussehen?
Spettmann senior saß jahrelang im Gefängnis, aber sein Vermögen wurde scheinbar nicht vollständig von der Justiz eingezogen, obwohl es auf betrügerische Weise zustande kam. Man kann deshalb darüber spekulieren, dass er einen Großteil des Geldes immer noch hat. Vielleicht hat er die Gebäude in Görlitz also ersteigert, um dieses Geld zu waschen, wenngleich mit großen Verlusten. Aber vielleicht hat er auch auf Gewinne spekuliert. All das wissen wir nicht, wir können es nur vermuten. Auf jeden Fall ist das alles eine ziemlich dubiose Geschichte.
Warum sollte man die Sendung unbedingt gesehen haben?
Ganz einfach, weil interessante Infos über das betrügerische Geschäftsmodell der Spettmanns gezeigt werden.
Termin: 11. August, 21.45 Uhr in der ARD-Sendung „Plusminus“