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Sie kreiert die berühmten Klopapier-Kekse

Diana David betreibt das Görlitzer Goethe-Back. Hier lädt sie die Kunden zu einer kulinarischen Safari ein.

Von Gabriela Lachnit
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Diana David in ihrem Goethe-Back in Görlitz. Die Motivkekse bäckt sie selbst.
Diana David in ihrem Goethe-Back in Görlitz. Die Motivkekse bäckt sie selbst. © André Schulze

Igor der Igel, Ludwig der Löwe, Giesela die Giraffe und noch viele weitere Tiere aus Wald und Flur geben sich im Back-Shop von Diana David ein Stelldichein. Mittlerweile sind es so viele Motive, dass die Kunden die Qual der Wahl haben.

Vor drei Jahren fing das Ganze an. Diana Davids Sohn Ben wechselte aus der Krippe in den Kindergarten. Womit der Junge im Kindergarten seinen Einstand geben möchte, wollte die Mutter wissen. Ben blätterte in einem Buch und zeigte auf lustige Tiere. Die möge die Mutter bitte backen, so sein Wunsch. Gesagt, getan.

Motivkekse als neue Geschäftsidee

Die Motivkekse stellte Diana David in ihrem Back-Shop in der Goethe-/Ecke Alex-Horstmann-Straße her. "Eigentlich hätte ich sie gleich verkaufen können. Als Kunden sahen, wie ich sie einpacke, waren sie begeistert", erinnert sich die 38-jährige Görlitzerin. Doch die Kekse waren für die Kita bestimmt - und Diana David hatte eine neue Geschäftsidee.

Seit 2008 ist die Görlitzerin selbstständig tätig. Sie übernahm damals den Backshop im Aldi auf der Emmerichstraße. 2014 kündigte das Unternehmen den Mietvertrag und die 38-Jährige zog auf die Goethestraße, wo sie das Back-Paradies eröffnete. In diesem Jahr benannte sie es um in Goethe-Back. "Es war mal Zeit für was Neues", sagt sie.

Kuchen, Torten, Brot und Brötchen der Bäckereien Tschirch, Bräsel und Melzer aus Königshain - die besten Bäcker, wie sie sagt - verkauft sie hier von Dienstag bis Sonnabend. Montags ist geschlossen, sonntags sowieso.

Mürbeteigkekse nach Rezept von der Oma

Doch häufig ist die 38-Jährige auch am Montag im Laden und bäckt Kekse. Die Zeit zwischen den Kunden, wenn geöffnet ist, oder nach Ladenschluss nutzt sie für die Keksbäckerei. Nach einem Rezept ihrer Oma entstehen die Mürbeteigkekse. Sie werden mit den entsprechenden Formen ausgestochen. So manche davon aus Weißblech ist Marke Eigenbau. Die Kekse werden mit Fondant, Puderzucker und vielen essbaren Details verziert. Sie sollten übrigens rechtzeitig bestellt werden, denn nicht jedes Motiv ist immer vorrätig.

Die Keksbäckerei ist aufwendig. Die Preise für die Motivkekse hängen von deren Größe und Aufwand ab, reichen von einem bis zu zwei Euro pro Stück. Für die Kunden ist es nicht einfach, auszuwählen. Neben der Keks-Safari mit mittlerweile 16 Motiven bäckt die Keksexpertin auch saisonale Sachen. Hexen und Kürbisse waren das zum Beispiel zu Halloween. Jetzt sind es schon Nikoläuse und Weihnachtsmotive. Im nächsten Jahr wird die Keks-Safari erweitert. Das soll eine Überraschung für eine gute Freundin werden, denn die Safari-Tiere erhielten zum Großteil die Namen von Familie und Freunden.

Zwar ist Diana David mit ihrem Goethe-Back auch auf einer eigenen Webseite unterwegs, die Motivkekse verschickt sie aber nicht. Bestellen kann man sie online, aber man muss sie abholen. "Ich habe es in der Verwandtschaft ausprobiert und mal Kekse mit der Post verschickt", erklärt sie. Trotz aller Bemühungen bei der Verpackung: Die meisten Kekse überstanden den Transport nicht unbeschadet.

Keksbäckerin hat ein großes Herz

Während des ersten Lockdowns in diesem Jahr kam Diana David auf die Idee mit den Klopapier-Keksen, sozusagen als Antwort auf die Toilettenpapier-Hamsterei in den Geschäften. Etwa 800 Stück stellte sie her. Den Erlös spendete die Keksbäckerin dem Görlitzer Tierpark.

Jetzt, im zweiten Lockdown, ist ihr Back-Shop ebenfalls geöffnet. Aber Diana David empfindet diesen zweiten gesellschaftlichen Stillstand ganz anders als den im Frühjahr. "Damals waren die Menschen noch herzlich und solidarisch untereinander", sagt sie. Das vermisst sie jetzt. Heute gebe es viel mehr Diskussionen um Kleinigkeiten. Die Hilfe untereinander sei nicht mehr groß. Auch deshalb ist Diana David nach Ladenschluss oft unterwegs und bringt älteren Menschen Backwaren vorbei, "ich habe wohl das Samariter-Gen", sagt sie mit einem spitzbübischen Lächeln.

Sie spürt ganz deutlich, dass sich jetzt viele Senioren alleingelassen fühlen. "Im Laden erzählen sie mir dann von ihren Sorgen und Kümmernissen. Ich weiß auch nicht, warum. Vielleicht, weil ich zuhöre", vermutet die 38-Jährige.

Für ihre Kunden hat sie seit Kurzem ein neues Angebot: Mit den Suppen-Queens von Charlottes Löffelstübchen ist sie eng befreundet. Die jungen Frauen unterstützen sich gegenseitig, indem im Goethe-Back nun auch die Suppen aus dem Löffelstübchen erhältlich sind. Voraussetzung ist, dass das Essen bis 10 Uhr im Goethe-Back bestellt und ab 11.30 Uhr abgeholt wird. "Dieses Angebot wird gut angenommen", berichtet Frau David.

Standbeine brechen weg

Die gegenseitige Unterstützung von Gewerbetreibenden schätzt Frau David sehr. Gerade jetzt sei das bitter nötig, denn vielen Gewerbetreibenden brechen wirtschaftliche Standbeine weg. Diana David beliefert zum Beispiel das Café Oriental. Jetzt ist es zu. Sie kann weder Geburtstagsfeiern mit Backwaren ausstatten noch Firmenfeiern oder Events. Sie erzählt von einer Stammkundin, die ihren 95. Geburtstag noch einmal mit der ganzen Familie feiern wollte. Dann kamen Corona und die Feier-Beschränkung. Die betagte Dame sagte alles ab, wenig später kündigte ihr Sohn die Dauerbestellung von Backwaren, die Mutter sei im Krankenhaus. Zwar ging Frau David hier auch ein Geschäft verloren, aber nicht zu wissen, was mit der langjährigen Kundin passiert ist, beschäftigt sie mental sehr.

Ehemann gibt den nötigen Rückhalt

Trotz der schwierigen Zeit ist Diana David zufrieden, der Back-Shop laufe gut. Rückhalt gibt ihr vor allem ihr Mann, der die beiden vier- und sechsjährigen Kinder betreut. Obwohl sie mit Geschäft und Familie eigentlich total ausgelastet sei, freut sie sich im Sommer dennoch darauf, im Schrebergarten Unkraut zu zupfen und zu häckeln. "Das entspannt mich", sagt sie. Jetzt, in der kalten Jahreszeit findet sie diese Entspannung bei Spaziergängen mit der Familie und dem zwölfjährigen Münsterländer Hund.

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