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Das sind unsere Menschen des Jahres 2022

Viele in der Region Löbau-Zittau haben dieses Jahr etwas Besonderes geleistet oder geschafft: SZ stellt einige von ihnen vor.

Von Thomas Mielke & Anja Beutler & Romy Altmann-Kuehr & Holger Gutte & Jana Ulbrich & Fionn Klose
 7 Min.
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Sechs unserer "Menschen des Jahres".
Sechs unserer "Menschen des Jahres". © Weber/Sampedro/SZ-Collage

Wolfgang Groß

Unternehmer Wolfgang Groß.
Unternehmer Wolfgang Groß. © SZ-Archiv

Unzählige Auszeichnungen hat Wolfgang Groß gesammelt. Unter anderem war er 2011 Sachsens Unternehmer des Jahres. Verdient hat sich der promovierte Chemiker die Anerkennungen mit seinem Lebenswerk, dem Aufbau der fit GmbH in Hirschfelde. Vor 30 Jahren hat er die Firma übernommen. Damals machte sie acht Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Inzwischen sind es mehr als 200 Millionen. Rund 250 Arbeitsplätze hat er geschaffen beziehungsweise erhalten und so namhafte Produkte wie rei, Gard und Sunil in die Oberlausitz geholt. Mit über 70 Jahren hat er sich nun aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.

Stephan Meyer

Neu-Landrat Stephan-Meyer.
Neu-Landrat Stephan-Meyer. © Matthias Weber (Archiv)

Seit dem Sommer lenkt erstmals ein "Südstaatler" die Geschicke des Landkreises Görlitz: Stephan Meyer (CDU), in Eckartsberg aufgewachsen und zu Hause in Oderwitz, ist am 3. Juli im zweiten Wahlgang mit über 56 Prozent der Stimmen zum neuen Landrat gewählt worden. In 50 von 53 Gemeinden lag er vorn. Er tritt die Nachfolge von Bernd Lange (CDU) an, der den Landkreis seit seiner Gründung 2008 führte. Nach Stationen bei der Armee, in Forschung und Verwaltung zog Meyer 2009 als Nachfolger seines Förderers Heinz Eggert (CDU) für die Zittauer Region in den sächsischen Landtag ein. Der 41-Jährige ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Sven Rössel

Aktionist Sven Rössel.
Aktionist Sven Rössel. ©  Rafael Sampedro (Archiv)

Als die Proteste gegen die staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen im Winter 2021/2022 wieder von Regelbrüchen und Verschwörungstheorien begleitet wurden und Rechtsextremisten versuchten, den oft berechtigten Ärger der Demonstranten für ihre Zwecke zu nutzen, gründete sich in Zittau ein zivilgesellschaftliches Bündnis, dass dagegen aufbegehrte. Sven Rössel, hauptberuflich Chef der Kreismusikschule, ist einer der Initiatoren. Für eine der Aktionen des Bündnisses bekam die Stadt im November den Sächsischen Demokratiepreis: Mit "Licht aus" sorgte das Bündnis dafür, dass die Innenstadt während der Proteste dunkler war als üblich.

August Friedrich

Impf- und Testzentrum-Betreiber August Friedrich.
Impf- und Testzentrum-Betreiber August Friedrich. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Das haben noch nicht viele geschafft: Die SZ hat den jungen Olbersdorfer August Friedrich das zweite Jahr infolge in Liste der "Menschen des Jahres" aufgenommen. 2021 hatte er den Zittauern mit einem Bürgerentscheid das letzte Wort über den Bau eines neuen Flügels an der Parkschule gegeben. Außerdem verbesserte er die Corona-Situation mit der Gründung eines ständigen Impf- und Testcenters in der Zittauer Hauptpost. Als sich 2022 die Finanzierungsregeln änderten und die Menschen für Tests zahlen sollten, bot sie Friedrich trotzdem weiter kostenlos an - und verzichtete somit auf den Gewinn für seine Firma.

Marco Matthäi

Bauunternehmer Marco Matthäi.
Bauunternehmer Marco Matthäi. © Matthias Weber/photoweber.de

Ein Bauunternehmer blockiert in der Hauptverkehrszeit die Bundesstraßen zwischen Löbau und Zittau - und Sachsens Ministerpräsident sagt ihm später: "Sie haben alles richtig gemacht!" Für Marco Matthäi, den Geschäftsführer der Oberlausitzer Straßen- und Tiefbaufirma Osteg, eine zugegeben sehr unerwartete Reaktion. Zweimal hat der Eibauer einen Autokorso organisiert, dem sich hunderte Unternehmer, Handwerker und Gewerbetreibende anschlossen, um gegen die Wirtschafts- und Energiepolitik der Bundesregierung zu protestierten. "Wir haben uns keinen anderen Rat mehr gesehen, in Berlin Gehör zu finden", sagt der 41-Jährige.

Sina Krebs

Lehrerin Sina Krebs.
Lehrerin Sina Krebs. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Sina Krebs, die stellvertretende Schulleiterin der Park-Oberschule in Zittau, steht hier stellvertretend für alle Lehrerinnen und Lehrer, die in diesem Jahr mit großem Engagement in den Schulen der Oberlausitz den Unterricht gerettet haben. Noch nie zuvor war die Personalnot in den Lehrerzimmern so groß wie in diesem Schuljahr. Allein an der Zittauer Parkschule sind acht Stellen nicht besetzt - ein Viertel aller Unterrichtsstunden. Kollegen aus anderen Schulen kommen dafür stunden- oder tageweise zum Aushelfen. "Es funktioniert überhaupt nur noch, weil alle, die da sind, voll mitziehen", sagt Sina Krebs. Dafür an alle ein großes Dankeschön.

Martin Posselt

Feuerwehrmann Martin Posselt.
Feuerwehrmann Martin Posselt. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Martin Posselt aus Bertsdorf-Hörnitz steht hier stellvertretend für alle ehrenamtlichen Feuerwehrleute aus dem Landkreis Görlitz, die im Sommer 2022 mit großem Einsatz gegen die verheerenden Waldbrände im Zittauer Gebirge, in Brandenburg und in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz gekämpft haben. Dieses Foto entstand beim großen Waldbrand am Ameisenberg in Oybin. Martin Posselt von der Ortsfeuerwehr Bertsdorf war einer von 160 freiwilligen Feuerwehrleuten, die an jenem 6. August in einem unwegsamen Gelände und unter schwierigsten Bedingungen gegen die Flammen kämpften - bei 36 Grad im Schatten. Respekt und Dank!

Ulf Künzelmann

Busunternehmer Ulf Künzelmann.
Busunternehmer Ulf Künzelmann. © Rafael Sampedro

Der Eibauer Busreise-Unternehmer steht mit seiner Aktion sinnbildlich für eine beispiellose Hilfsbereitschaft für die Ukraine-Flüchtlinge. Als erster aus der Region und einer der ersten aus Sachsen organisierte er Anfang März mit seinen Reisebussen und Mitarbeitern spontan einen Hilfskonvoi quer durch Osteuropa bis an die ukrainische Grenze. An Bord der Busse waren Hilfsgüter für die Flüchtlinge, die dort an den Grenzen gestrandet waren: Lebensmittel, Decken, Kleidung. Gespendet wurden die Hilfsgüter von Bürgern. Sie waren dem Aufruf zum Spenden gefolgt und hatten Künzelmann und seine Mitarbeiter mit Hilfsmitteln förmlich überrannt. Auf dem Rückweg brachten die Busse Flüchtlinge mit nach Deutschland - vor allem Frauen und Kinder. Erst kurz zuvor war der Krieg in der Ukraine ausgebrochen, die internationale Hilfe noch kaum organisiert und koordiniert. Mehrmals noch fuhren Busse aus Eibau nach Osteuropa - weitere Busunternehmen folgten dem Beispiel und starteten Hilfstransporte. Ihnen allen einen großen Dank für ihre uneigennützige Hilfe!

Ivonne Rypl und Jörg Krause

Ivonne Rypl aus Eibau und Jörg Krause aus Löbau.
Ivonne Rypl aus Eibau und Jörg Krause aus Löbau. © Matthias Weber/Rafael Sampedro

Ivonne Rypl und Jörg Krause sind Sternenkinderfotografen. Sie haben sich der Organisation "Dein Sternenkind" angeschlossen, die deutschlandweit agiert. Ihre Aufgabe: Sie machen Fotos von Babys, die vor oder kurz nach der Geburt gestorben sind, sogenannten Sternenkindern. Für betroffene Eltern ist das oft die einzige Erinnerung an ihren Liebling. Diese Arbeit machen die beiden Oberlausitzer ehrenamtlich. Nun bekamen sie gemeinsam mit anderen ehrenamtlichen Sternenkinderfotografen das Bundesverdienstkreuz. Kai Gebel, Gründer der Organisation "Dein Sternenkind", erhielt das "Bundesverdienstkreuz am Bande" und reichte es an alle ehrenamtlichen Fotografen weiter. So bekamen auch Ivonne Rypl und Jörg Krause eine Urkunde mit einem hölzernen Stern als symbolische Medaille für ihre wertvolle uns sensible Arbeit.

Dr. Wolfgang Müller

Der ehemalige Leiter der Notaufnahme in Zittau, Dr. Wolfgang Müller.
Der ehemalige Leiter der Notaufnahme in Zittau, Dr. Wolfgang Müller. © Matthias Weber/photoweber.de

Nach 23 Jahren als Chef der Notfallaufnahme im Zittauer Krankenhaus beendete Dr. Wolfgang Müller am 28. Oktober seinen Dienst und ging in den wohlverdienten Ruhestand. Im Klinikum Oberlausitzer Bergland war der leitende Oberarzt so etwas wie eine Institution. Vor seiner Zeit in der Notfallaufnahme arbeitete der Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin für fast 15 Jahre im OP-Saal und auf der Intensivstation. Zum aktuellen Zustand des Krankenhaussystems positioniert er sich kritisch: "Früher stand der Mensch im Mittelpunkt, heute ist es der Profit. Und irgendwo dazwischen muss man mal wieder landen. Wir müssen uns wieder mehr den Menschen zuwenden", sagt Müller.

Vasilisa Zvyagintseya

Die ukrainischen Flüchtlinge mit ihrem Baby Vasilisa und zwei der Geschwisterkinder.
Die ukrainischen Flüchtlinge mit ihrem Baby Vasilisa und zwei der Geschwisterkinder. ©  Matthias Weber (SZ-Archiv)

Die kleine Vasilisa Zvyagintseya kam am 6. Juni 2022, um 2.19 Uhr, als erstes ukrainisches Flüchtlingsbaby des Klinikums Oberlausitzer Bergland in Zittau zur Welt. Bei der Geburt war sie 50 Zentimeter groß und wog 2.982 Gramm. Ihre Mutter war schwanger, als sie Anfang März mit ihrem Mann, den anderen drei kleinen Kindern und der Oma aus ihrer schwer umkämpften Heimat im Donezk flohen. Ihre Flucht war schlimm. Vor allem für die Kinder. Polina ist erst drei, Darius vier und Elisabeth fünf Jahre alt. Die Familie ist evangelisch. Der Pfarrer in ihrer kleinen Stadt hat ihnen und anderen Familien mit kleinen Kindern geholfen und einen kleinen Fluchtbus besorgt. Die Familie hat eine von zehn Wohnungen in Oberseifersdorf bekommen, die freiwillige Helfer aus dem Ort in Rekordzeit hergerichtet hatten.

Benjamin Sprotte und Dominic Bachmann mit Team

Das Organisationsteam des Neueibauer Oktoberfestes, das vom 2. bis 4. September stattfand.
Das Organisationsteam des Neueibauer Oktoberfestes, das vom 2. bis 4. September stattfand. © Matthias Weber/photoweber.de

Diese Jungs und Mädels haben in diesem Jahr das zweitgrößte Oktoberfest in der Oberlausitz wiederbelebt: das Neueibauer Oktoberfest. Vor sechs Jahren war Schluss mit der beliebten Fete auf dem Sportplatz in Neueibau. Jetzt fanden sich mit Benjamin Sprotte und Dominic Bachmann zwei junge Männer, die als "Partypeople Ost" in der Veranstaltungsbranche aktiv sind und es wagen wollten, an die alte Tradition anzuknüpfen. Sie versammelten schnell ein Team von Helfern um sich, Anfang September fand die Neuauflage statt. Das junge Team steht auch stellvertretend für all diejenigen, die es sich in dieser schweren Zeit zutrauen, etwas auf die Beine zu stellen.